Eiskalt im Abenteuerland

von Redaktion

6:0-Sieg in Paderborn: Der FC Bayern zieht mit konzentrierter Leistung ins Pokal-Halbfinale ein

VON MICHAEL NADLER

Paderborn – Es war sehr eisig in Paderborn, und auch die Spieler des FC Bayern agierten gestern Abend ziemlich kalt, sogar nach dem Abpfiff. Arjen Robben, Arturo Vidal, Joshua Kimmich und Sven Ulreich scherten sich null um die Gefriertruhentemperaturen und entledigten sich ihrer Trikots, um sie den gFans zuzuwerfen. Bei ihrem 6:0 gegen den Tabellenführer der Dritten Liga hatten die Bayern zehn Minuten gebraucht, ehe sie auf Betriebstemperatur gekommen waren. Die Fehler ihrer Gastgeber bestraften sie dann eiskalt. „Das war es also mit unserem Abenteuer DFB-Pokal“, sagte Paderborns Christian Strohdiek.

Die Münchner ziehen im Abenteuerland Pokal weiter. „Es fehlt nur noch ein Schritt zum Finale“, sagte Robben, „wir wollen das Double unbedingt.“ Das war ihnen gestern anzusehen, denn von Beginn an war klar, dass man den unterklassigen Gegner nicht unterschätzen werde. Paderborn hatte auf dem Weg ins Viertelfinale die Zweiligisten St. Pauli, VfL Bochum und Ingolstadt ausgeschaltet. Er habe „kein Risiko eingehen wollen“, erzählte Jupp Heynckes, der seinen Chefs bereits am Freitag mitgeteilt hatte, dass er in Paderborn mit der aktuell stärksten Formation auflaufen werde. Nur Franck Ribery saß auf der Bank, ansonsten durfte die Top-Besetzung ran, abgesehen von den Verletzten zuhause. „Paderborn ist wirklich eine sehr gute Mannschaft, sie haben für mich Zweitliganiveau“, sagte Heynckes. „Ich bin zufrieden, wie konzentriert wir gespielt haben. Und wir haben wunderbare Tore geschossen.“

Tatsächlich waren auf dem holprigen Platz einige sehr ansehnliche Kombinationen zustande bekommen. Am Ende schoben sich der in den letzten zehn Minuten eingewechselte Ribery und Robben die Kugel wie im Training zu, davor hatte Robben einen Schuss im Winkel versenkt und Kimmich das Tor des Tages erzielt. Er veredelte einen Traumpass mit dem Außenrist von Mats Hummels „wie ein echter Torjäger, das freut mich“, lobte Heynckes das 3:0, „das war auch ein super Pass von Mats, wunderschön in die Tiefe“. Er sage seinen Spielern oft, es ginge nicht allein um Ballbesitz und Tempowechsel, sondern auch um das vertikale Spiel: „Das hat Mats fabelhaft gemacht.“

Die weiteren Treffer steuerten der glänzend aufgelegte Kingsley Coman per Abstauber, Robert Lewandowski volley aus stilistisch einwandfreier Schieflage und Corentin Tolisso mit dem Kopf nach einer Ecke bei – die Münchner spulten ihr ganzes Repertoire ab. Unterschlagen darf man dabei aber nicht, dass auch die tapferen Platzherren ihren Beitrag zum hohen Unterhaltungswert geleistet hatten. In der achten Minute wurde ihnen das 1:0 nach einem Freistoßtrick wegen Abseits nicht anerkannt, später trafen sie noch den Pfosten. „Mit dem Ergebnis sind wir traurig“, sagte Strohdiek. Das 0:6 sei ein wenig zu hoch, klagte Sebastian Schonlau: „Vier hätten auch gereicht.“

Kimmich lobte die Paderborner, sie hätten „brutal gut gespielt: Kompliment!“ Als er einst mit Leipzig in die Zweite Liga aufgestiegen war, „haben wir nicht so gut gespielt“. Über sein Tor sagte der Nationalspieler, er habe nach Anspielstationen geschaut, aber dann öffnete der Torwart die kurze Eck – schwupp, nutzte er diese Option. Eiskalt.

„Es war beeindruckend, wie konsequent diese Bayern auftreten“, sagte Paderborns Trainer Steffen Baumgart, „es war heute ein Lernprozess für uns“. Im Moment, sagte Karl-Heinz Rummenigge, „ist es angenehm, für den FC Bayern zu arbeiten – es läuft alles rund. Aber wir dürfen uns nicht zu sehr in den Armen liegen und arrogant werden.“

Da wird Heynckes ein Auge drauf haben. Bis jetzt hat er es stets gut hingekriegt, seine Spieler auf Temperatur zu bekommen. Siehe auch gestern.

Artikel 1 von 11