„FC Bayern und Jahn Regensburg müssen unter einen Hut“

von Redaktion

Bei einer Reform der 50+1-Regel droht dem deutschen Fußball eine Zerreißprobe – Dortmund-Chef Watzke kündigt bereits Widerstand an

Hannover – Dem deutschen Profifußball steht bei der Frage nach dem Umgang mit Investoren eine Zerreißprobe bevor. Die ersten Reaktionen auf die angekündigte Reform der 50+1-Regel machen unterschiedliche Sichtweisen deutlich. Und 96-Klubchef Martin Kind drückt aufs Tempo, weil er auch nach seinem überraschenden Strategie-Wechsel die Mehrheit beim Bundesligisten Hannover 96 übernehmen will.

„Das war immer ein Ziehen und Zerren von allen Seiten“, sagte Kinds Anwalt Christoph Schickhardt. Die DFL müsse nun „Jahn Regensburg und den FC Bayern unter einen Hut bringen“. Aber der „Prozess der Modernisierung ist nicht aufzuhalten“. Am Vortag hatte Kind unerwartet bekannt gegeben, dass er seinen Antrag auf Ausnahmegenehmigung von der 50+1-Regel bei der DFL ruhen lässt. Um die Regel und damit auch die Satzung zu verändern, ist eine Zwei-Drittel-Mehrheit unter den 36 Profiklubs der Ersten und Zweiten Liga nötig. Einige Vereine wie St. Pauli, Freiburg und Dortmund haben sich bereits gegen eine Reform dieser nur im deutschen Profifußball praktizierten Begrenzung eines Investoren-Einflusses ausgesprochen.

Die meisten Vereine signalisieren zumindest Gesprächsbereitschaft, wollen zum Teil aber grundsätzlich an der Regel festhalten. „Wir sind ganz klar dafür, dass 50+1 bestehen bleibt“, sagte der Mainzer Manager Rouven Schröder. „Wichtig ist, dass man als Verein alle Entscheidungen in der Hand hält.“

„Ich finde es gut, dass man darüber nachdenkt, ohne dass ich sage: es muss weg“, sagte Sportvorstand Christian Heidel von Schalke 04. Er geht aber davon aus, dass es wohl keine Lösung geben werde, „die alle zu 100 Prozent zufriedenstellt.“ Holger Sanwald vom Zweitligisten 1. FC Heidenheim kann sich hingegen gar ein Ende der in Europa einzigartigen Schutzregel vorstellen. „Ich würde sie abschaffen oder zumindest öffnen“, sagte der FCH-Vorstandschef. Zu den klaren Befürwortern gehört hingegen der BVB. „Wir werden weiter für 50+1 kämpfen“, hatte Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke bereits letzte Woche klargestellt.

Der Branche stehen komplizierte Diskussionen bevor – zudem zeigt Kind wenig Geduld. Er hoffe, „dass die Liga zügig zu Potte kommt“, sagte Schickhardt. Der 96-Boss selbst erklärte aber dazu: „Zügig heißt nicht, dass wir das 2019 machen.“ Der Vereins-Präsident und Mehrfach-Gesellschafter will weiterhin die Mehrheit an der 96-Management GmbH vom Stammverein übernehmen und setzt auf eine schnelle Einigung bei der nun angekündigten Reform. „Es gibt Hinweise, dass es sehr zügig abgearbeitet wird“, sagte Kind. Wenn es „wider Erwarten“ zu keiner entsprechenden Einigung der 36 Profivereine komme, „würden wir den Antrag aktivieren und klagen“.

Der Hörgeräte-Unternehmer bestritt, dass er den Antrag ruhen lasse, weil er von einer Ablehnung durch das Präsidium der DFL gewusst habe. „Es gab kein Signal, dass sie es ablehnen“, versicherte Kind. Sein Anwalt sagte: „Ich weiß, dass die Entscheidung offen war.“ Es hatte Gerüchte gegeben, dass Kinds Ausnahmeantrag abgelehnt werde. Grund: Kind habe in 20 Jahren nicht so viel Geld in den Klub investiert wie die Hauptsponsoren in dieser Zeit – so wie es in den Leitlinien zu 50+1 gefordert wird. Kind erklärte nun, dass er ausreichend Geld aus seinem Privatvermögen in den Verein gesteckt habe. „In den 20 Jahren waren die Hauptsponsoren-Einnahmen 46 Millionen“, sagte der Unternehmer:  „Es liegt der DFL vor, dass ich mehr Geld aufgewendet habe.“ Eine genaue Zahl nannte er nicht:  „Ich sage nicht alles.“  dpa

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