Zeist – Ronald Koeman gilt nicht als großer Freund des deutschen Fußballs. Immer noch ist vielen die Szene nach dem 2:1-Halbfinaltriumph von Oranje in Hamburg gegen Gastgeber Deutschland bei der EM 1988 in Erinnerung, als er sich nach dem Trikottausch mit Olaf Thon mit den DFB-Dress seinen Allerwertesten abwischte. Selbst einige Teamkollegen geißelten die Aktion als dumm.
Aber Koeman sei zugute zu halten, dass er damals erst 25 war und ihm vielleicht die Emotionen 14 Jahre nach der WM-Endspiel-Niederlage der Niederländer gegen den Erzrivalen in München einen Streich gespielt hatten. Beim 2:0 gegen die Sowjetunion im Finale 1988 zählte er neben Ruud Gullit, Marco van basten und Frank Rijkaard zu den Stützen des Europameisters. Im reifen Alter von 54 Jahren tritt der einstige Libero nun den Posten als Bondscoach an. Er unterschrieb einen Vertrag bis zur WM 2022 in Katar. „Ich hatte immer die Ambitionen, Bondscoach zu werden. Ich bin superglücklich und es ist für mich eine absolute Ehre, für die kommenden Jahre der Trainer der Elftal zu sein“, sagte Koeman.
Ein Himmelfahrtskommando, denn zuletzt war es eher ein Schleudersitz, davon können seine unmittelbaren Vorgänger Dick Advocaat, Danny Blind und Guus Hiddink ein Lied singen. Nach verpasster EM 2016 in Frankreich sind die einst so kreativen niederländischen Kicker auch bei der WM 2018 in Russland nur Zuschauer. „Wenn ich keine Perspektive sehen würde, hätte ich den Job nicht angenommen“, sagte der Neue nun. Koeman, zuletzt als Teammanager in Diensten des FC Everton in der englischen Premier League, soll Oranje wieder an alte Erfolge heranführen.
Allerdings wird es nach dem Nationalmannschaftsrücktritt von Bayerns Star Arjen Robben nicht leicht, die Elftal wieder auf Weltklasse-Niveau anzuheben. „Wir haben vielleicht nicht mehr die allerbesten Spieler, aber das heißt nicht, dass wir kein gutes Team aufstellen können. Das wird eine Herausforderung“, meint auch Koeman.
Oranje ist im neuen UEFA-Wettbewerb Nations League Gegner von Weltmeister Deutschland, Koeman ist also sehr rasch gefordert. Häufig wirkte der WM-Dritte von 2014 – damals unter Trainer-General Louis van Gaal – in letzter Zeit zu hausbacken und leicht ausrechenbar. Es war leicht, Mittel gegen die Niederländer zu finden. Der ehemalige Hamburger Bundesliga-Profi Nico-Jan Hoogma ist neuer Sportdirektor und soll für Strukturen im Verband sowie in der Nachwuchsschulung sorgen. Der 49-Jährige unterschrieb bis 1. Juli 2022 beim KNVB. sid