Dauerbrenner auf falschem Platz

von Redaktion

Juan Bernat gehört zu den ersten „Härtefällen“ unter Heynckes – ein Sommerwechsel des Statisten ist wahrscheinlich

von hanna raif

München – Jupp Heynckes hat sich nun über Wochen vorbereitet, aber als es dann so weit war, übernahm sein Assistent. Von einem „Luxusproblem“ hat der Bayern-Trainer nun oft gesprochen, und auch davon, dass es „nie einfach“ sei, „etablierten Spielern zu sagen, dass sie nicht dabei sind“. Es helfe aber nichts, Heynckes ist lange genug dabei, um zu wissen: „Das ist meine Aufgabe, die Spieler müssen das verstehen.“ Ein Franck Ribery und Arjen Robben genauso wie ein Sebastian Rudy oder Juan Bernat.

Die beiden Letztgenannten hat es also am Samstag getroffen, in der ersten Partie, in der Heynckes – beziehungsweise dessen Assistent Peter Hermann – bis auf den noch geschonten Thiago alle Feldspieler zur Verfügung standen. Sie saßen bequem auf der Tribüne der Allianz Arena, dick eingepackt, gemeinsam mit ihren Frauen. Heynckes hatte zwar angekündigt, dass es im Saisonendspurt in drei Wettbewerben „keine Konzessionen“ geben werde, also auch etablierte Spieler mal eine Zwangspause akzeptieren müssten. Die ersten zwei zum Zuschauen Verdammten aber kamen beim 2:1 gegen Schalke aus der zweiten bzw. dritten Reihe. Die Nachricht, die Vertreter Hermann dem Duo übermittelte, dürfte die beiden nicht mal selbst so richtig überrascht haben.

„Für die, die es erwischt hat, ist es auch mal hart“, sagte Mats Hummels nach der Partie. Die Kunst sei es, „die Jungs dann wieder direkt ins Boot zu holen“. Heißt: Integrieren, starkreden – womöglich beim nächsten Mal wieder auf die Bank setzen. Im Fall von Rudy ist das aktuell besser vorstellbar als in jenem von Bernat. Denn während der deutsche Nationalspieler immerhin in dieser Saison schon 21 Bundesliga-Partien absolviert hat, kämpft Bernat seit seiner Fußverletzung im Sommer um den Anschluss. Zwei Mal ließ Heynckes ihn in der Rückrunde über 90 Minuten auflaufen, richtig überzeugen konnte er nie.

Natürlich ist es auch nicht unbedingt eine dankbare Aufgabe, Stellvertreter von David Alaba zu sein. Der Österreicher ist selten über einen längeren Zeitraum verletzt und versteht sich auf dem Platz nicht nur mit Franck Ribery, sondern zuletzt auch mit dessen designiertem Nachfolger Kingsley Coman prächtig. Braucht er doch eine Pause, hat Heynckes zuletzt auffallend häufig auf Rafinha zurückgegriffen. Der Brasilianer, mit dem Vertragsgespräche laufen, war in den letzten Monaten so etwas wie ein doppelter Ersatzmann. Manchmal spielte er anstelle von Joshua Kimmich, manchmal anstelle von Alaba. So oder so kam er auf Einsatzzeiten, die mit jenen von Bernat nicht zu vergleichen sind.

Es gab durchaus auch andere Phasen für den 24 Jahre alten Spanier. In seiner ersten Saison in München etwa zählte man 49 Einsätze, er wurde zum Nationalspieler und von den Kollegen „Juan Bernat Guardiola“ genannt. Nach und nach ging es bergab. 27 Pflichtspielen 2015/16 folgten in der vergangenen Spielzeit noch 25. Aktuell steht er bei vier, die WM ist kein Thema – und „Juan Bernat Ancelotti“ oder „Juan Bernat Heynckes“ hat wohl noch nie jemand gesagt.

Juan Bernat ist einfach Juan Bernat, ein Ersatz-Ersatz-Mann. Und einer, dessen Zukunft eher nicht in München liegt. Anfragen aus Everton, Istanbul und seiner Heimat sollen vorliegen, im Sommer könnte man ihn – Vertrag bis 2019 – gut verkaufen. Bis dahin aber dürfte der erste „Härtefall“ unter Heynckes noch öfter derjenige sein, dem ein unangenehmes Gespräch droht. Ein Dauerbrenner, zumindest da, wo es kein Profi sein will: Auf der Tribüne.

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