Der Wind ärgerte auch die beste Skifahrerin der Gegenwart. „Es ist der Hammer, wir können nicht fahren“, verkündete Mikaela Shiffrin, nachdem der Riesenslalom abgesagt worden war. Die US-Amerikanerin hatte sich gezielt auf das erste Rennen der Olympischen Spiele vorbereitet, knapp zwei Wochen vor Ort trainiert, sie sei bereit gewesen und habe sich gut gefühlt, sagte sie. Nun heißt es: umdenken, für den Slalom am Mittwoch (2.15 und 5.45 Uhr MEZ).
Im Grunde genommen ist das Rennen bereits entschieden, bevor es begonnen hat. Denn Slalom, das ist Shiffrin. Weltmeisterin 2013, im Alter von 17 Jahren. Olympiasiegerin 2014, da war sie 18. Es folgten bei den Weltmeisterschaften 2015 und 2017 die Siege zwei und drei im Slalom. Abgesehen davon, dass sie mittlerweile auch 30 Slalom-Rennen im Weltcup gewonnen hat: Shiffrin wäre die Erste, die bei Olympia zwei Mal hintereinander zu Slalom-Gold fährt.
Allerdings: Perfektion ist eine Illusion, und Shiffrin keine Maschine. Die Wochen vor Olympia waren für ihre Verhältnisse eine Katastrophe. Nachdem sie die ersten fünf Rennen 2018 gewonnen hatte, ging ihr plötzlich der Saft aus. Einem dritten und einem siebten Rang bei den Abfahrten in Cortina d’Ampezzo folgten ein Ausfall, noch ein Ausfall, ein siebter Rang – und dann, unfassbar: ein Ausfall beim Slalom in Lenzerheide. Dort fädelte sie drei Tore vor dem Ziel ein.
Sich ausgerechnet bei Olympia wiederzufinden, ist eine Kunst – oder ganz einfach. „Ich habe mich ein bisschen auf meine Wurzeln besonnen“, sagte Shiffrin, „ich habe mich daran erinnert, dass es nicht nur um Siege geht.“ Nein? Nein! „Ich bin hier, weil ich diesen Sport liebe.“ Und der große Erwartungsdruck? „Ich fühle keinen externen Druck. Den Druck mache ich mir selbst.“ Für Mikaela Shiffrin heißt das: „Ich will Medaillen in allen Wettbewerben.“ sid