Gestürzter Favorit Loch

Vorbild als Verlierer

von Redaktion

Felix Loch hatte Zeit zum Nachdenken. Eine Stunde verbrachte er nach der schlimmsten Niederlage seiner Karriere bei der Dopingprobe. Es sei ihm da einiges durch den Kopf gegangen, erzählte er. Doch letztlich entschloss er sich doch, ins Deutsche Haus im Birch Hill Club von Pyeongchang zu gehen. Dorthin, wo Sponsoren, Funktionäre und Ehrengäste abends in feudalem Ambiente feiern. Keine leichte Entscheidung. Denn Loch wusste, dass er auf der dortigen Bühne, die auch im Visier der TV-Kameras steht, als Verlierer präsentiert werden würde. Diese Rolle behagt wohl niemandem.

Noch dazu kam Loch nicht als normaler Verlierer. Er, der dreifache Olympiasieger und zwölffache Weltmeister, hatte sich bereits sicher geglaubtes Gold entgehen lassen. Ein Favoritensturz mit gewaltiger Fallhöhe. Der Rodler vom RC Berchtesgaden wird wahrscheinlich als größter deutsche Verlierer in die Annalen dieser Winterspiele eingehen. Sein Scheitern passte somit gar nicht zum deutschen Goldrausch der ersten Tage. Dennoch versteckte sich Loch nicht, sondern stellte sich der Öffentlichkeit. So wie er unmittelbar nach seiner missratenen Fahrt seinem Teamgefährten Johannes Ludwig herzlich zu Bronze gratulierte.

Und auch tags darauf bei der Pressekonferenz machte Loch ganz den Eindruck, dass er keineswegs gewillt ist, nun Trübsal zu blasen. Der Berchtesgadener erzählte von seinen sportlichen Plänen, von der Selbstverständlichkeit, sich zurückzukämpfen, bei den Winterspielen 2022 in Peking wieder um Gold fahren zu wollen. Rein sportlich gesehen ist Loch tief gefallen. Doch er hat sich sogleich wieder aufgerappelt. Und gezeigt, dass der große Champion, der nach wie vor in ihm steckt, sich nicht so leicht unterkriegen lässt. Eine Haltung, die ihn auch als Verlierer zum Vorbild macht.

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