München – Irgendwann muss jede Serie einmal reißen. Und so hat sich auch Klaus Schulz sicherheitshalber schon einmal mit dem Gedanken befasst, dass er mit seinen Pokalsiegern von 1968 bei den Basketballern des FC Bayern schon bald Gesellschaft bekommen könnte.
Am Samstag, 50 Jahre danach, nehmen die Münchner Profis mit dem Halbfinale gegen Gastgeber Ulm (16 Uhr; Finale am Sonntag, 15 Uhr/beides kostenfrei bei telekomsport.de) mal wieder einen neuen Anlauf in ein Pokal-Finalturnier. Und noch nie seit dem Wiederaufstieg im Jahr 2011 schien die Gelegenheit für ein neues Stück Klub-Geschichte günstiger. Schulz ist sich jedenfalls sicher: „Die holen das, und die werden auch Meister.“
Der sicherlich beste Spieler der Münchner Basketball-Frühgeschichte kann das beurteilen. Er gehört zum Kreis jener Veteranen, die auch heute noch regelmäßig bei den Partien im Audi Dome zu Gast ist. Und was er dabei erlebte, hat ihn schwer beeindruckt: „Der Trainer hat aus dieser Mannschaft enorm viel gemacht.“
So viel, dass Schulz lieber gar keine Vergleiche mehr ziehen. „Heute ist das Spiel so unglaublich athletisch, die Spieler müssen nach ein paar Körben raus“, sagte er, „bei uns konntest du problemlos durchspielen.“ Der Aufwand allerdings war entsprechend unterschiedlich. Profis gab es bei den Pokalsiegern von 1968 keine. Eine Szenegröße wie Schulz siedelte nach München über, weil man ihm dort gemeinsam mit einem Teamkollegen eine Wohnung und einen „Plastikbomber“ der Marke Lloyd in Aussicht stellte. Zweimal wöchentlich hat man seinerzeit trainiert. Schulz selbst, der es immerhin zum ersten deutschen Basketballer im Ausland brachte (Estudiantes Madrid) schaute immerhin noch regelmäßig bei den basketballverrückten US-Soldaten in der McGraw-Kaserne vorbei. „Aber wir haben auch zehn mal mehr Bier getrunken als die Spieler heute“, sagte er Augen zwinkernd.
Allerdings war der Weg zum Pokalsieg in den sechziger Jahren noch steiniger war als heute. Das Qualifikationsspiel im Januar gegen Bamberg inklusive, braucht das heutige Ensemble um Kapitän Anton Gavel drei Siege. 1968 dagegen war der Pokal noch ein Ganzjahreswettbewerb mit unterklassigen Teams ähnlich dem DFB-Pokal im Fußball. Und Schulz & Co. waren auch nicht gerade vom Losglück gesegnet. Ob der MTV Gießen, das traditionell starke Heidelberg oder im Finale gegen den MTV Wolfenbüttel – die Bayern trafen und schlugen alles, was im nationalen Basketball Rang und Namen hat.
Wobei Klaus Schulz, der bei den Bayern später noch als Trainer und Abteilungsleiter („Wahrscheinlich war kein anderer da“) im Einsatz war, vor allem das Duell mit dem späteren deutschen Meister aus Gießen in wärmster Erinnerung geblieben ist. Eine Halbzeit lang spielte vor allem der heutige Nowitzki-Mentor Holger Geschwindner mit den Münchnern Katz- und Maus. Dann wechselte Schulz sich als Spielertrainer selbst ein und heftete sich dem prominenten Widersacher an die Fersen. Geschwindner machte keinen Stich mehr – die Bayern gewannen.
Ob die Klubgeschichte am Wochenende tatsächlich fortgeschrieben wird, wird der 82-Jährige übrigens nicht in der Halle verfolgen. Am Fernseher aber ist er dabei: „Das ist doch klar.“