Im Stile Hermann Maiers

von Redaktion

Der Österreicher Matthias Mayer gewinnt den Super-G – sein Olympiasieg erinnert an den der Ski-Legende

von Elisabeth Schlammerl

Pyeongchang – Manchmal ist es ganz gut, zu wissen, was einen erwartet. Das tat Matthias Mayer genau, als das olympische Super-G-Rennen in Jeongseon entschieden war und der Österreicher als Sieger feststand. „Ich habe ein bisschen Angst vor den nächsten zwei Wochen“, gab er zu. Ein alpiner Goldmedaillengewinner hat es nicht leicht in der rotweißroten Skination, das musste Mayer schon vor vier Jahren erfahren. In Sotschi hatte er die Abfahrt gewonnen, die Königsdisziplin, und war anschließend eine Weile nicht mehr zur Ruhe gekommen. „Ich bin mir gar nicht sicher, ob ich noch einmal gewinnen wollte“, sagt der 27-jährige Kärntner. „Ein Medaillerl hätte schon gereicht.“

In der Abfahrt einen Tag zuvor war er davon noch weit entfernt. Mit Platz neun ist nicht nach Wunsch gelaufen, wie auch für die gesamte österreichische Mannschaft, die so schlecht abgeschnitten hatte wie seit 1960 nicht mehr in der schnellsten Disziplin. Aber auch diese Geschichte passt zu Mayer, den Mann für die besonderen olympischen Momente. In Sotschi hat er triumphiert, ohne jemals zuvor ein Weltcuprennen gewonnen zu haben. Anschließend reifte er zwar zu einem der Besten in Abfahrt und Super-G, aber er brachte es, auch weil ihn eine schwere Rückenverletzung gebremst hatte, trotzdem bisher nur auf vier Siege. Und nun gelang ihm sein erster Saisonerfolg beim wichtigsten Super-G-Rennen des Winters. Er habe sich wie 2014 „wieder ganz speziell vorbereitet, vielleicht eine Spur fokussierter als in den Saisons davor“, sagt Mayer. „Olympia ist mir einfach ein bisschen wichtiger als eine Weltmeisterschaft.“

Schon als er am letzten Sprung ankam, das Ziel vor Augen, „habe ich mir gedacht, so, das könnte jetzt die Goldfahrt gewesen sein“, erzählte Mayer, der den Sieger von 2014, Kjetil Jansrud aus Norwegen, vom ersten Platz verdrängt hat. Aber nach ihm kam noch Beat Feuz. Der Schweizer machte es noch einmal spannend, war aber letztendlich 13 Hundertstelsekunden langsamer und holte Silber. Minutenlang kauerte Mayer anschließend in einer Ecke, ganz in sich gekehrt. Damals in Sotschi sei das anders gewesen, erinnert er sich. „Da war ich irgendwie auf einer Welle unterwegs“. Die wird ihn dieses Mal nicht erfassen. „In den vergangenen Jahren ist einfach sehr viel passiert.“ Dass Mayer sich nach einem schweren Sturz in Gröden 2015, bei dem er sich zwei Brustwirbel gebrochen hat, wieder zurückgekämpft hat, „hat mich auch ein bisschen geerdet“. Mayer hat mit seinem Sieg Geschichte geschrieben. Er ist erst der zweite Skirennläufer, der Olympia-Gold in beiden schnellen Disziplinen gewann, der erste war Aksel Lund Svindal, der das Double am Tag zuvor mit seinem Abfahrtssieg vollendet hatte.

Exakt auf den Tag 20 Jahre nach dem Triumph von Hermann Maier hat Österreich nun wieder einen Olympiasieger im Super-G. Und das wäre gar keine so große Erwähnung wert, wenn nicht eine andere Parallele die beiden Sieger verbinden würde. Der „Herminator“ hatte dieses Gold in Nagano drei Tage nach seinem spektakulären Flug über die Piste und durch den Fangzaun gewonnen. Und Mayer war vor drei Tagen ebenfalls gestürzt, längst nicht so eindrucksvoll wie sein Vorgänger, allerdings reichte es, um sich eine schmerzhafte Hüftprellung zuzuziehen. „Es muss sicher nicht die Regel sein, um einen Olympia-Super-G zu gewinnen, aber wenn es so ist, dann ist es auch gut“, sagte Mayer.

Olympische Medaillen verfolgen ihn seit seiner Kindheit. Vater Helmut hatte 1988 bei der Olympia-Premiere des Super-G Silber gewonnen. Die Medaille lag, solange sich Mayer erinnern kann, daheim im Wohnzimmer. „Ich hatte sie mein ganzes Leben gesehen und wollte immer meine eigene.“ Nun hat er sogar zwei, und die sind auch noch aus Gold. Noch viel besser.

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