Der Underdog auf Goldkurs

von Redaktion

Walther führt im Zweier-Bob: Finale wird „Krimi“

Pyeongchang – Ein heftiger Sturz bei 140 Sachen, und trotzdem die Chance auf Sensations-Gold in Pyeongchang – Nico Walther sprang völlig aufgekratzt aus seinem gekippten Schlitten und riss die Arme in die Höhe. Ausgerechnet der deutsche Underdog führt zur Halbzeit des dramatischen Zweierbob-Wettkampfs und greift heute nach dem Olympiasieg.

„Ich wollte ein bisschen abkürzen, leider habe ich es übertrieben“, sagte Walther grinsend über seinen Sturz in der Zielkurve: „Ich hoffe, meiner Oma am Fernseher geht’s gut. Uns geht es bestens.“ Vier Jahre nach dem Olympia-Debakel von Sotschi ist für die deutschen Bobs im Alpensia Sliding Centre heute (ab 20.15/12.15) alles möglich, sogar mehr als eine Medaille.

Walther liegt mit seinem Anschieber Christian Poser mit einer Zehntelsekunde vor Gesamtweltcupsieger Justin Kripps aus Kanada, weitere 0,09 Sekunden zurück folgt Johannes Lochner mit Christopher Weber. Enttäuschend liefen die ersten beiden Durchgänge zwar für den Favoriten, für Serien-Weltmeister Francesco Friedrich – und dennoch liegt auch der Sachse mit Thorsten Margis als Fünfter mit knapp drei Zehnteln Rückstand noch in Schlagdistanz.

„Ich muss über Nacht die Fehler ausmerzen“, sagte Friedrich, der nach dem zweiten Lauf ein wenig ratlos neben seinem Bob stand: „Das Abschlusstraining sah noch ganz anders aus, da bin ich gut durchgekommen. Läuft es morgen besser, wird das aber noch ein richtiger Krimi.“

Dass nun Walther zur Speerspitze im Kampf um Zweier-Gold wird, kommt völlig unerwartet. Der frühere Rodler ist am Start deutlich langsamer als Friedrich und Lochner und stand immer etwas im Schatten der Teamkollegen. Doch Walther gilt als besonders talentiert an den Lenkseilen, auf der schwierigen Bahn in Pyeongchang kommt ihm das nun offenbar zu Gute. „Sogar Bronze wäre für uns im Zweier ja schon ein gigantischer Erfolg“, sagte er und nahm sich „noch zwei gute Läufe“ vor. Bundestrainer Rene Spies traut seinem Piloten alles zu: „ Er kann jetzt wirklich um Gold fahren.“  sid

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