Ein Funkeln in den Augen – wie 1976

von Redaktion

Eishockey-Team beendet Negativserie und traut sich in der Viertelfinal-Qualifikation gegen die Schweiz was zu

Von Thomas Lipinski

Pyeongchang – Nach dem Ende der schwarzen Olympia-Serie musste Marco Sturm in seiner Erinnerung kramen. „Der letzte Sieg? In Vancouver hatten wir keinen, in Turin war ich nicht dabei, es war in Salt Lake, oder?“, sagte der Eishockey-Bundestrainer und blickte fragend in die Runde.

Ja. Seit 16 Jahren hatte die deutsche Nationalmannschaft bei Olympischen Spielen nicht mehr gewonnen – bis am Sonntag in Pyeongchang das 2:1 im Penaltykrimi gegen Norwegen gelang. „Das ist eine lange Zeit“, meinte Sturm, der 2002 in den USA noch selbst auf dem Eis gestanden hatte: „Es war ein hartes Stück Arbeit.“

Trotz deutlicher Spielkontrolle und Torchancen zuhauf benötigte sein Team im Gangneung Hockey Centre das Penaltyschießen zur Entscheidung. Patrick Hager, Matthias Plachta und Dominik Kahun trafen, der starke Torhüter Danny aus den Birken wehrte zwei Versuche der Norweger ab.

Wie lang die Durststrecke war, die damit endete, war dem Goalie gar nicht bewusst. „Was?“, fragte der Münchner ungläubig und meinte dann schmunzelnd: „Okay, da haben wir schon mal einen Schritt gemacht. Schauen wir mal, ob wir noch irgendwas Schönes machen können.“

Die Chance dazu hat die deutsche Mannschaft am Dienstag im K.o.-Spiel gegen die Schweiz um den Einzug ins Viertelfinale (13.10 Uhr MEZ). Dann soll noch nicht Schluss sein. „Es ist noch vieles drin“, meinte Hager, „es sind keine Mannschaften da, vor denen wir in Ehrfurcht erstarren müssen. Wenn wir unser Eishockey spielen und vorne effizienter mit den Chancen sind, können wir jeden Gegner schlagen.“

Dass in Pyeongchang die NHL-Stars fehlen, könnte zu einem Vorteil werden. Der Abstand zu den großen Nationen ist kleiner geworden, die Chance auf eine Überraschung gewachsen. Wann deutsche Eishockeyspieler zuletzt eine olympische Medaille gewannen, wissen aus den Birken und Co. – DEB-Präsident Franz Reindl, der bei der Bronze-Sensation 1976 in Innsbruck selbst auf dem Eis stand, hat festgestellt: „Die Jungs brennen genauso wie wir damals. Das sieht man am Funkeln in den Augen.“

Ihr größtes Problem bleibt aber die Torschusspanik: Wie schon beim unglücklichen 0:1 gegen Weltmeister Schweden ließen die Stürmer beste Chancen aus, erst im Penaltyschießen landete der Puck öfter im Netz. „Es stehen keine fünf Gegner im Weg, die Eismaschine zieht vorher das Eis noch schön ab, und du kannst dir Zeit lassen“, merkte Hager an. Der Münchner hatte schon in der regulären Spielzeit die Führung erzielt (33.) – mit dem ersten deutschen Tor nach 111 Minuten. Zum Sieg reichte es noch nicht, weil Alexander Reichenberg den Ausgleich erzielte (46.). Es sollte der einzige norwegische Treffer bleiben, den Torhüter aus den Birken zuließ.

Der Münchner, der beim 2:5 gegen Finnland zum Auftakt nicht überzeugt hatte, stand etwas überraschend wieder zwischen den Pfosten, erhielt den Vorzug vor dem Ingolstädter Timo Pielmeier und dem Mannheimer Dennis Endras, rechtfertigte aber Sturms Vertrauen. Er wehrte 28 Schüsse ab und war im Penaltyschießen nicht zu überwinden.

Gegen die Schweiz hofft Marco Sturm auf DEL-Rekordtorjäger Patrick Reimer (Nürnberg) und Verteidiger Sinan Akdag (Mannheim). Reimer hatte sich im Training verletzt und fehlte gegen Norwegen, Akdag musste nach 23 Minuten des Norwegen-Spiels aufgeben. Sturm: „Ihm war 30 Sekunden ein bisschen schwindelig, aber es geht ihm soweit ganz gut. Ich hoffe, sie können beide spielen.“

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