Regeneration und eine heikle Nominierung

von Redaktion

Bei den Biathletinnen um Laura Dahlmeier kommen vor Mixed-Rennen und Staffel Zweifel an der Leistungskraft auf

Pyeongchang – Laura Dahlmeier machte keinen Geheimnis daraus, dass sie sich nicht in Topform fühlte. Es war ihr viertes Rennen innerhalb von nur acht Tagen – ein Kraftakt, der der zweifachen Olympiasiegerin etwas an die Substanz gegangen war. „Ich habe mich läuferisch nicht so gut gefühlt“, sagte die 24-Jährige nach ihrem 16. Platz im Massenstart, „vielleicht war der Akku nicht ganz voll“.

Das galt auch – mehr oder weniger – für ihre Teamgefährtinnen Denise Herrmann (11.), Franziska Preuß (12.) und Vanessa Hinz (25.). Bundestrainer Gerald Hönig meinte nach diesem etwas ernüchternden Nachtrennen: „Wir wollten um die Medaillen mitkämpfen. Das ist uns deutlich nicht gelungen.“ Seine Erklärung: „Das lag heute eindeutig an den Laufpotenzialen. Wir konnten die Schießfehler nicht kompensieren. Andere sind deutlich schneller gewesen als wir. Für eine Medaille hätten wir einen Nuller gebraucht.“

Dieser Befund klang im Hinblick auf das noch anstehende Mixed-Rennen (morgen) und die Frauenstaffel (Donnerstag) doch besorgniserregend. Schließlich sind die deutschen Teams heiße Medaillenanwärter. Nach dem letzten Einzelrennen kam aber erstmals in diesen bislang so erfolgreichen Tagen leiser Zweifel auf an der potenziellen Leistungskraft. Zumal sogar Dahlmeier, die am Samstag erstmals in Pyeongchang kein Edelmetall errang, etwas schwächelte. „Andere Athletinnen hatten auch das vierte Rennen wie die Laura; die haben das aber entweder besser verkraftet oder besser regeneriert“, sagte Hönig. Ziemlich genau so sah das die bisherige Überfliegerin: „Die 12,5 Kilometer sind nicht spurlos an mir vorbei gegangen. Wir sind jetzt schon lange in Korea, leicht ist es nicht. Es ist kalt, es ist ein ganz anderer Tagesrhythmus. Wir starten erst sehr spät, auch das ganze Drumherum bei Olympia ist anstrengend.“ Zudem merkte sie an: „Wir waren heute materialmäßig nicht ganz vorne.“

Relativ beste Deutsche im Massenstart war Denise Herrmann als Elfte (2 Schießfehler). Aber auch die Ex-Langläuferin übte verhalten Selbstkritik: „Läuferisch war ich gut, aber nicht sehr gut. Und meine zwei Schießfehler haben natürlich weh getan.“ Nur einen Rang dahinter landete Franziska Preuß, die nur eine Scheibe stehen ließ. „Im Massenstart, wo es eher hektisch zugeht, bin ich damit wirklich zufrieden.“ Ihre Einschränkung: „Es ist läuferisch ab dem ersten Meter echt zäh hergegangen.“ Bei Vanessa Hinz (4 Fehler) lief an diesem Tag gar nichts. Mit frustriertem Blick zog sie so schnell wie möglich von dannen.

Die Dominatorin in der Loipe war Anastasia Kuzmina (Slowakei/1 Fehler), die nicht nur ein enormes Tempo vorgab, sondern auch noch für einen Rekord sorgte: Als erste Biathletin holte sie in drei aufeinanderfolgenden Winterspielen je eine Goldmedaille. Hinter ihr folgten Darja Domratschewa (Weißrussland/1 Fehler/18,8 Sekunden zurück) und Tiril Eckhoff (Norwegen/2/27,7). Franzi Preuß zeigte sich schwer beeindruckt von der Olympiasiegerin: „Ja, wenn wir das wüssten, wie die Kuzmina das macht . . . Ihre Laufleistung ist wirklich abartig. Hut ab vor der Leistung. Ja, es ist schon krass.“

Bundestrainer Hönig setzt nun auf den Erholungseffekt der freien Tage. „Regeneration ist alles, was wir brauchen.“ Wobei ihm auch bewusst ist, dass auf ihn nun eine besonders heikle Staffelnominierung zukommt. Der 59-Jährige hofft, dass ihn Einzelgespräche weiterbringen. „Wir haben Mädels“, sagte er, „die Teamplayer sind, die sich sehr gut einschätzen können, die auch den Charakter haben, sich zu äußern, wie sie sich fühlen – um uns die Entscheidung leichter zu machen.“ Das Ziel bleibt jedenfalls unverändert. Hönig: „Wir wollen erfolgreich sein.“ Laura Dahlmeier, die über ihren Mixedstaffel-Start erst heute entscheiden will, hielt ihre Prognose eher vage: „Alles ist möglich.“  gib

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