Es lässt sich schwer voraussagen, ob das deutsche Eishockey an diesem 21. Februar 2018 eine Art Urknall erlebt hat, also ein Ereignis, das die bestehenden Verhältnisse derart durchrüttelt, dass tatsächlich eine neue Ära anbricht. Fest steht nur, dass es ein denkwürdiger Abend der überschäumenden Freude war in der Eishalle zu Kwandong, als die klar favorisierten Schweden in der Verlängerung mit 4:3 bezwungen wurden, Deutschland damit erstmals in ein olympisches Halbfinale einzog. Das von Bundestrainer Marco Sturm geführte Team präsentierte sich dabei als leidenschaftliche Kampfgemeinschaft, die sich auf einen Schlag in eine Hauptattraktion der ohnehin enorm erfolgreichen deutschen Olympiamannschaft verwandelte – und damit beste Eigenwerbung betrieb.
Erfolge im Eishockey haben – zumal in Deutschland – ihre eigene Strahlkraft. Das beweist allein schon die in der deutschen Sportgeschichte wohl am innigsten gefeierte und mit dem stabilsten Nachruhm behaftete Bronzemedaille von 1976 – dem sogenannten Wunder von Innsbruck. Auch der olympische Coup von Südkorea birgt nun das Potenzial zu einem massiven Popularitätsschub. Schon in den letzten Tagen versammelt sich vor heimischen Fernsehern ein Millionenpublikum, um Eishockey zu erleben. Wenn es nun in den kommenden zwei Spielen um Medaillen geht, dürften die Quoten weiter steigen.
Dass bei diesem Turnier die NHL-Profis fehlen und auch Schwedens Aufgebot nicht mit seinem Weltmeisterteam 2017 zu vergleichen ist, tut der Leistung der deutschen Mannschaft keinen Abbruch. Sie hat bereits jetzt weitaus mehr erreicht, als ihr zuzutrauen war. Nun geht es um die Nachhaltigkeit: Um den Nachwuchs, um die Förderung deutscher Spieler in der Profi-Liga DEL. Es hat sich in dieser Hinsicht zwar schon einiges verbessert, aber das Optimum ist noch längst nicht erreicht.
Verbandspräsident Franz Reindl schwebt erklärtermaßen vor, ab 2026 konstant um Edelmetall zu kämpfen. Ein sehr ambitioniertes Vorhaben. Seine Erfolgsaussichten hängen wohl nicht zuletzt davon ab, inwieweit man die Woge der Begeisterung nutzt, die an diesem denkwürdigen 21. Februar 2018 ausgelöst wurde.