Pyeongchang – Den „Dämpfer“ zum Abschluss der für sie „gigantischen Winterspiele“ schob Laura Dahlmeier souverän beiseite. Negative Schwingungen? Nein! Vielmehr verlässt die Königin der Biathleten Pyeongchang mit einem zufriedenen Lächeln – zweimal Gold und einmal Bronze sind schließlich Grund genug. „Dafür bin ich sehr dankbar, das macht mich wirklich happy“, sagte Dahlmeier bei ihrem Olympia-Fazit, „es war alles in allem sehr positiv.“
Die schönen Momente überwogen also, als Dahlmeier im Deutschen Haus noch einmal die Zeit in Südkorea im Eiltempo durchging. Gold im Sprint, Gold in der Verfolgung, Bronze im Einzel: „Das waren unheimlich tolle Rennen“, sagte die 24-Jährige mit freudigen Erinnerungen an ihre „herausragende erste Woche.“
Dass sie nach diesem fulminanten Auftakt keine weitere Medaille gewinnen sollte, das wollte und konnte zu dem Zeitpunkt keiner ahnen. Weil in den Staffeln aber ihre Mitstreiter mal mehr, mal weniger von der Rolle waren und „Team D“ gleich zweimal aus den Medaillen schossen, tritt die Überfliegerin der Szene die Heimreise ohne große Rekorde an.
„Das ist nun mal der Sport, der schreibt seine eigenen Geschichten“, sagte Dahlmeier, für die die zweite Olympia-Woche „natürlich nicht nach Plan“ verlaufen war. Viel mehr als die verlorenen Medaillen ärgerte sie jedoch die permanente Gier der Öffentlichkeit nach Bestmarken.
Nach dem Einzel über 15 km, in dem die Bayerin ja immerhin Bronze gewonnen hatte, „da waren die Reaktionen ziemlich krass“, fand Dahlmeier. Da ging es eben nicht um den Sturm auf Rang drei, sondern fast nur um den geplatzten Traum von sechsmal Gold – den Laura Dahlmeier selbst ja nie verfolgt hatte. Aber eines wurde ihr nach diesem Rennen vielleicht so bewusst wie niemals zuvor: Der Druck, der auf ihr lastete, der war immens.
Als „außerordentlich hoch“ beschrieb ihn die siebenmalige Weltmeisterin, deren Wintermärchen bei der WM im Vorjahr zu den riesigen, letztlich übersteigerten Erwartungen geführt hatte. Dahlmeiers eigene Zielstellung war aber stets eine andere gewesen, sie wollte nur „meine Bestleistung abrufen“. Es gelang der Garmisch-Partenkirchnerin bis auf eine Ausnahme im Massenstart (Rang 16).
Vermutlich wird Dahlmeier auch diese Aspekte berücksichtigen, wenn sie im Sommer nach einem zehrenden Winter über ihre sportliche Zukunft grübeln wird. Weitermachen oder nicht? Noch mehr im Fokus stehen oder nicht? „Alles ist möglich“, sagte Dahlmeier, die nun aber erst einmal noch die drei Weltcups dieser Saison mit Anstand über die Bühne bringen möchte.
Fahnenträger-Rolle „wäre große Ehre“
Bevor sie sich allerdings der Zukunft widmen darf, könnte ihr dank der Erfolge der jüngsten Vergangenheit aber noch eine ehrenvolle Aufgabe in der südkoreanischen Gegenwart zuteilwerden. Denn Dahlmeier ist eine ernste Kandidatin bei der Wahl zum deutschen Fahnenträger für die Abschlussfeier.
„Ich glaube, das ist ein ganz toller Moment“, sagte Dahlmeier, für die es „eine große Ehre wäre, das eigene Land mit der Fahne zu repräsentieren.“ Vielleicht ist es ihr gar nicht bewusst, aber genau das hat sie in den vergangenen zwei Wochen schon getan. Ohne Fahne – dafür mit sportlicher Brillanz.