Wau! – Im Café bei Pang und Frau Kyoung

von Redaktion

Pang – man muss es so deutlich sagen – sieht eher furchterregend aus. Seine oberen Vorderzähne spitzen gefährlich zwischen den wulstigen Lippen hervor, die Kiefer sind monströs, er hat einen Quadratschädel und dicke Falten im Schlägergesicht. Doch Pang, ein Bulldoggen-Männchen, ist eine gute Seele. Andernfalls würde er auch gar nicht in das Geschäftsmodell des Hunde-Cafés „Play Dog“ passen. Die Gäste kommen nicht nur hierher, um Kaffee, Tee oder Säfte zu trinken, sondern vor allem, um tierische Gesellschaft zu haben. Und Pang, das muss man ihm lassen, ist ein ideales Streicheltier: Artig, geht gern auf Tuchfühlung, bellt nur zur Begrüßung.

Die sogenannten Pet-Cafés sind ein gastronomische Renner in Südkoreas größeren Städten. Es kommen Tierliebhaber, die sich keinen Hund leisten können, Kinder, ältere Damen und andere einsame Herzen. Das Streicheln der Zamperl ist im Getränkepreis inbegriffen (der Milchkaffee kostet z. B. 5000 Won, das sind 3,75 Euro), für einen Zuschlag von zwei Euro darf man mit dem Hund seiner Wahl auch Gassi gehen.

Südkorea zählt bekanntlich zu jenen Ländern, in denen Hunde bisweilen auf der Speisekarte auftauchen. Die elf vierbeinigen Angestellten des „Play Dog“ von Gangneung führen dagegen ein paradiesisches Hundeleben. Die meisten der frei im Café herumlaufenden Mischlinge tragen wärmende Jäckchen, der Fressnapf ist stets gefüllt, und dann gibt es auch noch jene Leckereien, meist Trockenfleisch, die von den Gästen erworben und verfüttert werden können.

Die Chefin ist eine kleine Frau mit rundem Gesicht namens Yoon Kyoung, 44. Wie fast alle Südkoreanerinnen lächelt sie gern, ist überaus freundlich. Mit mir, dem einzigen Gast zur Mittagszeit, nimmt sie – mangels Englischkenntnissen – mit Hilfe eines Sprachcomputers Kontakt auf. Sie hält ihr Smart-Phone hoch, auf dem Display erscheint: „Ist es in Deutschland kälter als in Südkorea?“ Das lässt sich leicht mit einem Kopfschütteln beantworten. Nächste Frage: „Lebt man in Deutschland besser als in Südkorea?“ Schwer zu sagen. Als ich mich verabschiede, springen fast alle Hunde an mir hoch, Yoon Kyoung streichelt kurz meine Schulter, auf ihrem Handy blinkt der Satz auf: „Ich werde Sie vermissen.“ Im Hunde-Café sind anscheinend sogar die Menschen zutraulich. Armin Gibis

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