Das Land des Lächelns

von Redaktion

Fast pünktlich mit dem Ende der Winterspiele regen sich die ersten Anzeichen des Frühlings. In Gangneung, wo das olympische Athleten- und das Medien-Dorf stehen, herrschen Plusgrade, das Eis, das den örtlichen Fluss Namdaecheon bedeckt, bekommt erst Risse, die Sonne verbreitete einen Hauch von Lebensfreude. Nach Wochen bitterer Kälte wirklich eine Wohltat. Nun geht es also zurück in die oberbayerische Heimat – und dort erwartet uns, was wir endlich hinter uns gelassen glaubten: Eiseskälte, das koreanische Klima der zurückliegenden Wochen also. So ungefähr muss sich eine olympische Holzmedaille anfühlen.

Fast lieber wäre es einem da, diese Kolumne noch weiterzuschreiben. Stoff, also Korealitäten, gäbe es jedenfalls noch eine Menge. Zum Beispiel der Hang koreanischer Frauen zur Perfektionierung ihres Aussehens. Südkorea gilt als asiatisches Zentrum der Schönheitschirurgie, Billigangebote werden von Privatkliniken mit „Made in Korea“ beworben.

Eine nähere Betrachtung verdient hätte auch das koreanische Nationalgetränk Soyu. Ein 20-prozentiger Reisschnaps, der in großen Mengen (3 Milliarden Flaschen pro Jahr) gekippt wird. Großer Beliebtheit erfreuen sich hierzulande Trinkspiele und Trinksprüche. Zum Beispiel dieser: „Auf den Alkohol! – den Grund und die Lösung aller Probleme.“ Na, dann prost.

Eine kleine Geschichte ließe sich auch über koreanische Anstandsregeln erzählen: Öffentliches Schneuzen gilt zum Beispiel als absolut unmöglich – dafür ist spucken oder rachitisches Schleimräuspern absolut normal. Sehr gewöhnungsbedürftig ist auch die Nationalspeise Kimchi: Kalter, sehr säuerlicher, mit Chili eingelegter Kohl, den es als Beilage zu fast allen Gerichten gibt.

Sehr empfehlenswert fanden wir wiederum die koreanische Feiertagsregelung. Fällt ein Feiertag, wie zuletzt Neujahr (Seollal) vor einer Woche, aufs Wochenende, haben die Koreaner am Montag frei. Deutsche Unternehmer könnten sich da ein Beispiel nehmen.

Vor allem aber werde ich das koreanische Lächeln in Erinnerung behalten. Es empfing uns zu allen Tages- und Nachtzeiten: im Bus, in der Kantine, bei den Sicherheitskontrollen, in den Stadien. Wo immer Olympiareporter auftauchten, wurden sie mit dieser strahlenden Geste dezenter Herzlichkeit empfangen. Ja, Korea ist für mich fast drei Wochen lang das Land des Lächelns gewesen. Und so schließen die Korealitäten auch mit dem koreanischen Gruß: Anyeonghi gaseyo. Gehe in Frieden. Armin Gibis

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