So, wir befinden uns in diesem Moment in den letzten Zügen dieser Olympischen Spiele. Während diese Zeilen entstehen, läuft daheim im Wohnzimmer das Schaulaufen der Kunstbohre. . . der Eiskunstlaufsieger. Auf Wunsch der Ehefrau. Herausgesucht aus der Mediathek. 127 Minuten lang. Damit ist sie beschäftigt. Sie ist noch gut ausgeruht und voller Tatendrang, sie hat schön ausgeschlafen.
Ich selbst hatte eine kurze Nacht. Das Eishockey-Finale war Pflichtprogramm. In 30 Jahren wird man vielleicht mal sagen können: Für Eishockey bin ich nachts noch aufgestanden (wie die heute Altvorderen über die Box-Zeiten mit Muhammad Ali erzählen).
Leichte Enttäuschung um 5 Uhr: Ich hatte erwartet, beim Blick aus dem Fenster ein taghell erleuchtetes München vorzufinden. Indes: Dunkle Fenster, überall. München ist halt keine Eishockeysta. . . Nein, stopp, Selbstdisziplinierung! Da habe ich mit einem lockeren Tweet schon genug ausgedrückt: „Halbleere Halle – für die sieben Münchner das Signal: Heimspiel.“ Gibt einen kleinen Shitstorm, in dem Begriffe fallen wie „Hebt sich ein Gullydeckel und kommt ein Klein hervor“ oder dass Seiten mit meinen Beiträgen nur für den Vogelkäfig taugen und die Zeitung zu 80 Prozent eh nur aus den Kästen geklaut würde. Da wird zwar eine andere Zeitung genannt als diese hier – aber egal, so ist das halt bei Twitter. Trolle haben es nicht so mit Fakten.
Das Eishockey-Spiel: unvergesslich. Parallel dazu ein kleines Spiel auf dem „second screen“ in den sozialen Medien: Wer in Europa hat noch solch einen Balken-Schnurrbart wie Russlands Trainer Oleg Znarok? Wir finden: Jos Luhukay (Fußball), Heiner Brand (Handball), einen amerikanischen Curler, und mir gefällt auch diese Antwort: „Alle Polen über 50.“
Ernst bleiben, es geht um Gold! Knisterspannung, letztes Drittel, Overtime. Draußen noch immer kein Lichtermeer in der Landeshauptstadt. Aber Tag. Und die Niederlage. Ein Tweet, der die russische Kühle beim Ausgleichstreffer in Unterzahl und beim Siegtor würdigt – und wieder bläst der Gegenwind: quasi Vaterlandsverrat begangen. Olympische Spiele, zuhause vorm Bildschirm verbracht, sind anstrengend geworden.
Aber nun sind sie vorbei. Zumindest in Pyeongchang. Im Fernsehen noch nicht. Wir schätzen mal, egal wann wir diese kommende Woche Eurosport einschalten, wird uns das irre Lachen des Eishockey-Experten Patrick Ehelechner beim 3:2 im Finale entgegendröhnen. Olympia bleibt noch ein bisschen. Günter Klein