Pyeongchang – Franz Reindl kennt sich aus mit historischen Momenten. 1976 stürmte der Garmisch-Partenkirchner für das deutsche Eishockeyteam, das in Innsbruck Bronze holte und zur Legende wurde. Inzwischen ist der 63-Jährige Präsident des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB). Im Gangneung Hockey Center sprach Reindl nach der 3:4-Finalniederlage mit unserer Zeitung über das größte Turnier, das eine deutsche Eishockey-Auswahl je geliefert hat.
-Franz Reindl, Sie durften die Silbermedaille an die deutschen Spieler mit übergeben. Man hatte dabei den Eindruck, Sie würden mit den Tränen kämpfen …
Ja, das war so. Aber es hat dabei die Freude über Silber überwogen. Es war so großartig, dass wir diese Medaille gewonnen haben und ich sie überreichen durfte Das geht schon tief rein.
-Wie haben Sie dieses Finale erlebt?
Das Spiel war ein Drama. Und wir waren ein wahrer Finalgegner. Wir haben die Russen an den Rand der Niederlage gebracht. Es ist vielleicht erwartet worden, dass die uns abschlachten. Aber wir waren ebenbürtig, das war eine überragende Leistung. Davon kann man eigentlich nur träumen. Wir haben den Russen einen offenen Schlagabtausch geboten, bis in die Verlängerung hinein. Wir haben sie fast in die Knie gezwungen. Das geht mir schon sehr nahe. Hut ab vor allen, die da dabei waren.
-Wie ordnen Sie dieses Turnier ein?
Das ist der größte Moment in der Geschichte des deutschen Eishockeys. Und das wird es so schnell nicht mehr geben. Die Spieler haben hier ihre Chance genutzt, sie sind von Spiel zu Spiel besser geworden. Und haben dann im Finale noch einmal einen draufgelegt.
-Deutschland ging drei Minuten vor dem Ende mit 3:2 in Führung. Gold war zum Greifen nahe. Was ist da in Ihnen vorgegangen?
Ich dachte mir natürlich schon: Ah, jetzt wird es knapp für die Russen. Das schaut gut aus. Aber ich bin zu lange dabei, um zu diesem Zeitpunkt schon sicher zu sein. Bei so einem Spielstand geht es dann erst richtig los. Aus ist halt erst, wenn Schluss ist.
-Wie sieht nun Ihre Gesamtbilanz aus?
Die Eishockey-Nationalmannschaft hat das ganze sportinteressierte Deutschland elektrisiert, vom Jüngsten bis zum Ältesten, auch ganz besonders im Finale. Ich bin einfach nur begeistert.
-Das dürfte auch beste Werbung für Ihre Sportart gewesen sein …
Ganz sicher. Unser Vorteil ist, dass sich die Fernsehtechnik verbessert hat, die Übertragungsqualität, dass viele heutzutage größere Bildschirme haben. Das ist super für unseren Sport. Dann siehst du ihn besser – auch als Laie. Dadurch wird Eishockey zur echten Fernsehsportart. Und in den letzten zwei Wochen haben wir in Deutschland viele Menschen mit Eishockey infizieren können. Garantiert.
Das Interview führte Armin Gibis