Vor vier Jahren hatten wir das auch schon, es ist also keine Überraschung, dass die Gedankenspiele nun neu aufgelegt werden: Sollte dieses Sportfest Olympia nicht wieder mal in Deutschland stattfinden? Unter dem Eindruck des Medaillenertrags von Sotschi waren die Umfragewerte plötzlich wieder positiv. Kurz zuvor aber war die Bewerbung Münchens mit den Satelliten Garmisch-Partenkirchen, Ruhpolding, Inzell und Königssee für den Winter 2022 am Bürgervotum gescheitert, und das auch eindeutig. Als das Sotschi-Wohlgefühl verklungen war (und so etwas passiert binnen weniger Wochen, wie Sportwissenschaftler eruiert haben), rauschte dann auch das Hamburger Sommerprojekt in der Abstimmung der Basis (Herbst 2015) gegen die Wand. Nun ist das Olympia-Team aus Pyeongchang zurück, erfolgreicher denn je, trotz des Zeitunterschieds und der nächtlichen Sendezeiten sind die Spiele hier gut angekommen – klar also, dass die Olympiabewerbungsfrage aufs Neue gestellt wird.
Grundsätzlich: Warum auch nicht? Oft schon – zuletzt in London 2012 – hat das Erlebnis Olympischer Spieler auch die Skeptiker mitgenommen und ist auch für die ausrichtende Stadt was Positives geblieben. Eine hochentwickelte und in ihren größeren Teilen ja immer noch weltoffene Gesellschaft wie die deutsche sollte das auch hinbekommen. Eigentlich unverständlich, dass wir Olympia in seiner reinen Form ohne Propagandismus erst einmal erleben durften, 1972. Die ganze staatliche und private Spitzensportförderung ergibt ja auch nur richtig Sinn, wenn sie hilft, ein grandioses Einmal-im-Leben-Ereignis zu den Leuten zu bringen.
Jedoch haben auch die Argumente der Gegenseite Gewicht: Zu London gibt es Gegenbeispiele, und Olympias Image ist schlecht geworden. Im Fall München: Viele, die das Erbe der Spiele von 1972 schätzen und sich warmen Herzens an damals erinnern, würden Olympia kein zweites Mal haben wollen, weil es ein auf XXL-Format gewachsenes Kommerzfest geworden ist und das IOC es nicht schafft, für Nachhaltigkeit zu sorgen. Ja nicht einmal für einen fairen Wettkampf (siehe Doping-Problematik).
Daher: Die Perspektiven haben sich für den Deutschen Olympischen Sport-Bund nicht gebessert. Nur wenn alle in Deutschland abstimmen dürften, ob sie Olympia haben wollen, gäbe es vielleicht eine Mehrheit. Doch ausschlaggebend muss der Wille derjenigen sein, die betroffen wären. Der Trend geht zur Ablehnung, und ein paar Medaillen, über die man sich freuen kann, reichen nicht, das zu ändern.