München – Fürs Protokoll: Am Sonntag ist die 52 Spieltage lange Hauptrunde der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) zu Ende gegangen. Der EHC München hat sie dominiert, aber den angestrebten Vereinspunkterekord verfehlt, da er sein letztes Match verlor: 3:4 in der Verlängerung. Es war sogar die zweite Heimniederlage in Folge (wobei das 0:4 gegen Wolfsburg noch vor der Olympia-Pause, am 1. Februar, geschehen war) – doch das konnte den Münchnern mal egal sein. Bedeutung hatte die Partie für den Gegner, die Iserlohn Roosters, für die noch alles möglich war zwischen den Rängen fünf und zehn. Als sie die 3:2-Führung erzielten, sprangen sie freudig an der Plexiglasscheibe über der Bande hoch, die Blitztabelle verzeichnete sie unter den Top Sechs und fix in den Playoffs. Durch die Ereignisse in den anderen Stadien landeten die Sauerländer auf Pre-Playoff-Platz acht, sie sind ein nicht unwahrscheinlicher Gegner für München im Viertelfinale (siehe Kasten). Paarungen, die schon klar sind: Nürnberg (3.) – Köln (6.), Ingolstadt (4.) – Mannheim (5.).
Wegen zu erwartender sportlicher Brisanz war niemand (außer den tapferen Iserlohner Mitfahrern) ins Olympia-Eisstadion gekommen, die Ausverkauft-Kulisse (6142 Zuschauer) resultierte aus dem Olympia-Effekt – zu sehen schon an einem Willkommen-zurück-und-Glückwunsch-Plakat, das die Olympiapark GmbH an der Fassade des Eissportzentrums für die „Glorreichen Sieben“ von Pyeongchang hatte anbringen lassen. Es galt, die Münchner Silbermedaillengewinner abzufeiern, die nach zwei Ligaspielen Pause (in Berlin und Bremerhaven) wieder zu ihrem Klubteam stießen.
Zwei von ihnen hatten den Abend zuvor in Mainz verbracht, im Aktuellen Sportstudio des ZDF. Danny Aus den Birken, der Torhüter, der im Olympia-Turnier zur internationalen Größe gewachsen war, und Yannic Seidenberg, der Mann mit zwei Lindsey-Vonn-Selfies und einem Game-winnig-goal, repräsentierten den EHC München, an ihrer Seite traten Bundestrainer Marco Sturm und der Kölner Christian Ehrhoff auf. Sie erzählten davon, plötzlich auf der Straße erkannt zu werden, Aus den Birken glaubt, dass es auch in München („Der großen FC-Bayern-Stadt“) einen Ruck in der Eishockey-Wahrnehmung geben werde. Christian Ehrhoff, der mit Köln gleich wieder hatte spielen müssen, erzählte von der einmaligen Begebenheit, „dass wir in Iserlohn eine Standing Ovation erhalten haben“. Deutschland ist in Pro-Hockey-Stimmung – über Vereinsgrenzen hinweg (was sich in den Playoffs natürlich relativieren kann).
In München mussten die Olympia-Spieler gestern wieder antreten. Wobei auf dem Eis nur fünf Glorreiche zu sehen waren. Stürmer Frank Mauer und Danny Aus den Birken pausierten noch. Für die große Ehrung hatten sie sich aber in Spielkluft geworfen. EHC-Geschäftsführer Christian Winkler, sonst im Hintergrund, hielt die Festrede: „Als gute deutsche Nationalspieler seid ihr zu Olympia gefahren, als wahre Helden zurückgekommen. Ich kann nur eins sagen: Danke, Jungs!“ Da der EHC auch mit den Co-Trainern Matt McIlvane und Patrick Dallaire vertreten war in Pyeongchang, rechnete Winkler die Münchner Fraktion zur größten von allen europäischen Klubs bei den Spielen hoch (gut, SKA St. Petersburg mit 14 russischen Cracks plus Nationaltrainer Oleg Znarok stand noch deutlich über dem EHC). Für alle Beteiligten gab es ein Trikot mit der Rückennummer 2018, dann führte die Blaskapelle Ohlstadt die Lippen zu den Instrumenten: Nationalhymne!
Die Tore erzielten für den EHC Christensen (1:0), Pinizzotto (2:1) und Jaffray (3:3). „In der Defensive haben wir einen Fehler zu viel gemacht“, so Trainer Don Jackson zum 3:4.