München – Satte 19 Punkte Vorsprung waren es mal – bei zwei Partien mehr, die der TSV 1860 bis Mitte Oktober bestritten hatte. Jetzt haben die Löwen und die kleinen Bayern erstmals seit langer Zeit die gleiche Anzahl an Punktspielen absolviert – und das Ergebnis ist nicht so, dass es dem Topfavoriten auf den Aufstieg gefallen dürfte: Das einst beruhigende Polster ist auf überschaubare vier Punkte zusammengeschnurrt. Während die Löwen seit dem 2:2 in Nürnberg zur Untätigkeit gezwungen waren (zwei Absagen), hat der Lokalrivale sein Nachholspiel glücklich gewonnen: 2:1 gegen am Ende neun Garchinger. An der Spitze kristallisiert sich jener Zweikampf heraus, den Kenner der Regionalliga von Anfang an erwartet hatten.
Auch Daniel Bierofka gehört zu diesen Experten, die die rote Reserve niemals abgeschrieben hatten. „Mir war immer klar, dass man die Bayern auf der Rechnung haben muss“, sagte er: „Vor allem, wenn sie in einen Lauf reinkommen – was jetzt passiert ist.“ Schlaflose Nächte würde er wegen der neuen Konstellation nicht bekommen, sagte der Coach mit professioneller Gelassenheit. Und auch Günther Gorenzel war bestrebt, Gelassenheit auszustrahlen. „Ich schaue nicht alle zwei Stunden auf die Tabelle“, sagte der Sportchef: „Es ist nichts passiert. Wir wussten, dass es kein Selbstläufer wird. Wir werden nicht nervös und schauen nur auf uns.“
Dazu ist in den kommenden Wochen reichlich Gelegenheit. Mit sechs Spielen könnte der März zum Monat der Wahrheit werden – vorausgesetzt die Löwen schaffen dafür die Basis, indem sie den anstehenden Heim-Dreierpack unbeschadet überstehen. Buchbach, Seligenporten, Unterföhring – neun Punkte in den nächsten zehn Tagen sind das Ziel, das es aus 1860-Sicht anzustreben gilt. Bierofka jedoch drückte es weniger fordernd aus. Er sagt: „Zunächst mal ist es ein Vorteil, dass die nächsten drei Spiele stattfinden.“ Bekanntlich liegt im Grünwalder Stadion einer der belastbarsten Rasen des deutschen Fußballs. Bierofka sagt: „Wir haben jetzt die Chance, in einen guten Wettbewerbsrhythmus reinzukommen. Und dass der eine oder andere wieder dabei ist, ist bestimmt auch kein Nachteil.“
Vor allem Nico Karger kam die Verlegung des Buchbach-Spiels sehr gelegen. Er steht genauso wieder zur Verfügung wie die zuletzt angeschlagenen Phillipp Steinhart und Kodjovi Koussou. Eine Option könnte auch Winterzugang Michael Görlitz sein. „Nicht für die Startelf“, sagte Bierofka: „Aber für 20,30 Minuten sollte seine Power schon reichen.“ uli kellner