PSG scheitert an Real Madrid

Das Kommerzmonster

von Redaktion

Es ist ein beliebtes Spiel, sportlichen Erfolg anhand der investierten Euro-Millionen zu bemessen. Noch beliebter ist es, den Misserfolg auf diese Weise zu veranschaulichen. Bei Paris St. Germain kommt in diesem Fall die stolze Summe von 900 Millionen zusammen. So viel haben die Franzosen – oder genauer gesagt: ihre katarischen Eigentümer – seit 2011 in die Mannschaft gesteckt. Bisherige Rendite: Ein Strauß nationaler Titel.

Einem Projekt wie diesem bleibt Häme zwangsläufig nicht erspart, wenn all der Aufwand mal wieder umsonst war. Dafür ist die Fußballöffentlichkeit zu aufmerksam und zu kritisch. Sie reagiert hochsensibel auf all die Phänomene, die den Sport seit Jahren heimsuchen: Die obszönen Transfersummen, den Marketingwahn, Auswüchse wie die jüngsten Montagsspiele – und Investorenmodelle.

In Paris präsentiert sich diese Art des Fußballs in ihrer übelsten Ausprägung. Ihr liegt der Irrglaube zugrunde, dass internationaler Erfolg auch kurzfristig möglich ist, wenn man nur genug Geld in die Hand nimmt. Es ist die typische Fehlkalkulation von Menschen, die im Kern keine Ahnung haben vom Objekt ihrer Begierde. Sie interessieren sich nicht für eine Ausgewogenheit im Kader, eine funktionierende Hierarchie, behutsamen Aufbau oder eine Verankerung in der Gesellschaft. Sie wollen nur berühmte Namen auf Trikots drucken und am Saisonende viele Pokale stemmen.

Folgerichtig hat das Pariser Projekt die meisten Menschen von Anfang entweder kalt gelassen oder nackte Ablehnung in ihnen geweckt. Spieler wie Neymar, Cavani oder Draxler mögen als Individuen zurecht viele Anhänger haben. Doch das Konstrukt, in das sie eingespannt sind, wird deswegen kein bisschen sympathischer.

Wie es besser geht, macht den Franzosen nun ausgerechnet Real Madrid vor. Der Klub, der sich eine Weile nur noch daran zu berauschen schien, möglichst viele Stars anzuhäufen („Galacticos“), hat die Balance zwischen Marketing und Matchplan schon vor Jahren gefunden. Das ist eine herrlich skurrile Pointe dieses Achtelfinals. Noch schräger wird sie, weil das Fehlen des 222-Millionen-Mannes Neymar die Pariser schwächte. Dass Geld keine Tore schießt, ist eine Binsenweisheit. Am Dienstag war sie das Verhängnis des Kommerzmonsters PSG.

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