Malaga? Kein Gedanke

von Redaktion

Bayerns Basketballer im Eurocup auf Kurs

München – Es ist nicht die Zeit, um sich unnütze Gedanken zu machen. Und so wollte auch Devin Booker nach dem bemerkenswerten 83:75 über UNICS Kazan nichts von Malaga wissen. Gegen die Spanier war der Center mit seinen Basketballern des FC Bayern im Vorjahr bekanntlich nach gewonnenem Auftaktspiel im Eurocup-Viertelfinale noch hängen geblieben. „Ich schaue nicht zurück“, dröhnte Booker vor dem heutigen zweiten Aufeinandertreffen in der Serie nach dem Modus best of three in Kasan (18.00 Uhr), „die Vergangenheit interessiert mich nicht mehr.“

Wer würde dem wuchtigen US-Amerikaner da widersprechen wollen? Das ganze Bayern-Team wirkt in dieser Saison so unverwundbar, als hätte man die Geister der mäßig erfolgreichen letzten Spielzeiten tatsächlich im vergangenen Sommer kurzerhand abgeschüttelt.

Booker selbst gehört zu jenen Akteuren, an denen die Entwicklung besonders deutlich ablesbar ist. Vergangene Saison hat sich der 27-Jährige lange an den Unparteiischen und ihren Kriterien aufgerieben. Und sobald die Spiele wirklich wichtig wurden, tauchte Booker wie so viele Teamkollegen ab. In diesem Winter? Ist der 2,05-Meter-mann eine der dominanten Figuren im Team. Beim Viertelfinal-Auftakt am Mittwoch entschied er nicht nur seiner starken 16 Punkte und neun Rebounds wegen auch das Duell mit Euroleague-Veteran Stephane Lasme bemerkenswert locker für sich.

Und Booker steht auch für das neue Münchner Selbstverständnis, auch unter Druck das Richtige zu tun. Auch gegen Kasan war das so. Eine Halbzeit lang hatte der bislang definitiv stärkste Besuch im Audi Dome in dieser Saison den Bayern schwer zugesetzt. Doch die packten in Halbzeit zwei noch eine Schippe drauf. Neulich im Pokalfinale schien Alba Berlin schon nahe dran, den Münchner Erfolgsweg (Saisonspiele/39 Siege) zu stoppen. Doch im Schlussviertel wandelten die Bayern das drohende Debakel in den strahlenden ersten Titelgewinn seit 2014 um.

Wobei die bemerkenswert unerschütterliche Siegermentalität, die Trainer Sasa Djordjevic schon beim letzten Testturnier in Zadar vor Saisonstart erfreut ausgemacht hatte („Ich habe da etwas gesehen…“) die eine Sache ist. Die andere ist, dass diese Mannschaft aber eben auch über die richtigen Mittel für alle Eventualitäten verfügt.

Man hat Vollstrecker von der Dreierlinie, wie Braydon Hobbs, Nihad Djedovic oder Vladimir Lucic, der Kasan am Dienstag im Schlussviertel fast im Alleingang auf Distanz hielt – seine 14 Punkte steuerte der Serbe allesamt in den letzten zehn Minuten bei. Man hat dynamische Guards wie Jared Cunngham, die beherzt zum Korb ziehen können. Und die Bayern haben eben Devin Booker, den Mann fürs Grobe direkt am Ring.

Bis jetzt ist das eine Kombination, die prächtig aufgegangen ist. Und nun hat sich das Münchner Ensemble also auch im Eurocup-Viertelfinale in Stellung gebracht. Und Malaga? Daran wollen sie lieber nicht denken. Wozu auch. Patrick Reichelt

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