München – Aufgewühlt und fassungslos. So lässt sich die Gefühlslage von Karl Auer beschreiben, als der Altlöwe zum Hörer greift, um einen aus seiner Sicht skandalösen Vorgang zu kommentieren: die Demission von Fanartikel-Chef Roland Kneißl, 55, als Folge einer Zermürbungstaktik von Hasan Ismaiks Firma HAM International Ltd. (wir berichteten). Als Auer im Abstiegsjahr 2004 auf den Präsidentenstuhl gespült wurde, hatte er Kneißl zum Sportchef gemacht. Seine simple Begründung: „Er ist ein Löwe durch und durch. Bei ihm wusste ich, dass er nicht bescheißt.“ Während Ismaiks Statthalter Anthony Power auf eine Stellungnahme verzichtete, nahm Auer, 70, im Gespräch mit unserer Zeitung kein Blatt vor den Mund.
-Herr Auer, Sie haben seit Jahren nicht mehr öffentlich Vorgänge beim TSV 1860 kommentiert. Warum gerade jetzt?
Weil es eine Sauerei ist, wie mit einem verdienten Löwen umgegangen wird. Die machen den Kneißl doch seit Monaten systematisch fertig.
-Kennen Sie nähere Hintergründe?
Ich weiß, dass in Kneißls Vertrag steht, dass er alleine zeichnungsberechtigt ist. Aber auf einmal ging alles nur noch mit dem Okay vom Power. Dabei war der maximal ein, zwei Stunden am Tag in der Firma. Und den Fanshop in der Orlandostraße hat er bis heute nicht besucht. Unmöglich auch, dass ein Ex-Präsident wie Peter Cassalette das Spielchen mitmacht.
-Sie meinen, er ist in die Sache involviert?
Er ist der Statthalter vom Ismaik, Ismaik gehört die Firma – also muss er unterrichtet sein und sich äußern. Erst macht er einen auf Fan – dann schlägt er sich auf die Gegenseite. Der ist für mich kein Löwe, das ist doch gar keiner. Solange der Ismaik den Geldbeutel aufmacht, ist er für ihn der Richtige. Tschuldigung, aber so was macht man nicht. Ich weiß überhaupt nicht, was die dem Kneißl vorwerfen? 1860 spielt zwei Ligen tiefer, und die Umsätze sind gerade mal um fünf Prozent runtergegangen. Er hat ja immer Gewinne eingefahren, selbst jetzt in der 4. Liga.
-Was steckt aus Ihrer Sicht dahinter?
Dass man ihn loswerden will. Es ist ja nicht nur der Power als Geschäftsführer dazugekommen, es sind jetzt auch andere Ismaik-Leute da, die davor in der KGaA waren, meines Wissens auch die Ex-Finanzchefin. Die haben ja beide Riesengehälter. Auf diese Weise produziert man Kosten, und dadurch wird das Ergebnis immer schlechter.
-Und dafür, denken Sie, muss Kneißl büßen?
So sieht’s für mich aus. Ich weiß auch, dass dem Kneißl das nervlich stark zusetzt, die ganze Art und Weise; er ist ja keiner, der krank macht. Er wär’ auch der Letzte gewesen, der sich querstellt, wenn die andere Seite gesagt hätte: ’Du, pass auf, wir haben andere Vorstellungen. Wie können wir uns einigen?’ Aber das hat man ja gar nicht versucht. Man wollte ihn nur auf eine ganz billige Art weghaben. Für mich ist der Kneißl ein redlicher Löwe. Der hätte eher einen Euro aus eigener Tasche hingelegt als einen weggenommen. Fragen Sie doch mal seine Mitarbeiter!
-Und jetzt: Wie geht es aus Ihrer Sicht weiter?
Ich sehe nur, dass das alles in die falsche Richtung läuft. Wenn die so weitermachen, dann fahren die den ganzen Laden gegen die Wand.
Interview: Uli Kellner