Ginter redet auch über Geld

von Redaktion

Der jüngste Weltmeister der DFB-Geschichte gewinnt an Profil – und kritisiert die Millionen-Transfers der Branche

Berlin – Die größte Brasilien-Erfahrung im deutschen Länderspiel-Kader hat – Überraschung: Matthias Ginter. Er war bei der WM 2014 in Brasilien dabei, ohne Einsatz während des Turniers zwar, aber – siehe den Film „Die Mannschaft“ – eine treibende Kraft bei den Spontanfeiern im Bus. Offiziell ist er der jüngste Weltmeister in der Geschichte des DFB. Er war zwanzigeinhalb.

2016 hat ihn die Karriere abermals nach Brasilien geführt – als eine der Stützen des Olympia-Teams, das auf der Auswahl des U 21-Jahrgangs gründete, dem Ginter vom Alter her noch angehörte (gerechnet worden war ab Beginn der Qualifikation). Im Endspiel gegen Brasilien im Maracana-Stadion hat Matthias Ginter dann ermessen können, was es dem Land bedeutete, den Eindruck des 1:7 von 2014 ein wenig zu korrigieren. Und er ist nun auch olympischer Silbermedaillengewinner.

Es stehen einige Erfolge für ihn auf dem Papier, dennoch scheint er noch nicht vollständig angekommen zu sein in der Nationalmannschaft. Auf 17 Spiele ist er in fünf Jahren gekommen, Bundestrainer Löw unterhielt zu Ginter, dem Hochbegabten, den der Verband zweimal in Folge mit der Fritz-Walter-Medaille in Gold ausgezeichnet hatte (im U18- und im U19-Jahrgang), eine sogenannte On-off-Beziehung. Etliche Male berief er ihn nicht, auch die EM 2016 fand ohne Ginter statt.

„Der Confederations Cup hat mir gutgetan“, sagt Ginter. Man nimmt ihn nun anders wahr: als gereift, als näher dran an einem sicheren Platz. Er wird auch über das Fußballerische hinaus interessant. In einem Interview am Wochenende erst sprach er freimütig darüber, dass er als Fußballprofi überbezahlt sei – verglichen vor allem mit Leuten aus Pflegeberufen. „Ich bin nicht der Erste, der sagt, dass bei uns viel Geld im Umlauf ist. Ich habe einfach gesagt, wie ich es sehe.“ Angesprochen wurde er im Teamkreis auf seine Äußerungen nicht: „Das ist eh typabhängig und jedem überlassen, ob er von dem Geld was zurückgibt. Ich habe kürzlich eine Stiftung gegründet.“

Er findet auch, dass Neymar keine 222 Millionen Euro wert sei. „Und ich keine 17.“ So viele hat Mönchengladbach für ihn an Dortmund gezahlt. Schlecht investiert war das Geld aber nicht: Innenverteidiger Ginter hat jede Bundesliga-Minute dieser Saison gespielt.  gük

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