Es ist noch immer nicht offiziell, doch laut „SZ“ hat Jupp Heynckes Uli Hoeneß nun diesen Satz gesagt, den die Bosse des FC Bayern gerne auf immer und ewig aus dem deutschen Sprachgebrauch gelöscht hätten: „Uli, ich hör’ auf.“ Servus, FC Bayern!
Es kommt nicht mehr überraschend, dass sich der bald 73-Jährige wieder auf seinen Bauernhof nach Schwalmtal zurückziehen möchte. In den vergangenen Wochen ließ er diese Tendenz so oft durchblicken, dass es skurril gewesen wäre, hätte er sich zu einem weiteren Jahr in einem Münchner Hotel durchgerungen. Und Heynckes hat ja auch nie einen Hehl daraus gemacht, dass er sein viertes Engagement beim FC Bayern als einen Freundschaftsdienst verstanden hat, der im Sommer 2018 endet. Diese ganze Rückkehr hatte er nie geplant.
Selten zuvor in der Geschichte des Fußballs hat sich ein Mann seinen Ruhestand so verdient wie Heynckes, vor dessen Opferbereitschaft man sich verbeugen muss. Als seine Bayern im Herbst in höchster Not um seine Rückkehr bettelten, war auf ihn Verlass, obwohl es ihm in der idyllischen Provinz betens ging, wo er einen gemütlichen Lebensabend mit Gattin Iris, Hund Cando, zwei Katzen etc. zubrachte. Auch an der Säbener Straße hatte man sich nie Illusionen hingegeben: Der Schlüssel zu einem Verbleib lag im Schwalmtal. Genauer: bei Iris. Sie hatte Verständnis für ihren Mann, als er noch einmal einsprang, sie kennt ihren Jupp und weiß um sein Pflichtbewusstsein. Auch dafür liebt sie ihn ja.
Allerdings ist auch verständlich, wie sehr es an den Ressourcen eines 72-Jährigen zerrt, wenn er jeden Abend alleine in einem Hotel sitzt und über die Anforderungen der brutalen Branche Fußball sinnieren muss, anstelle zuhause die Vorzüge seines Ruhestands genießen zu können. Er liebt diesen Beruf, es ist seine Leidenschaft, sonst ginge es sowieso nicht. Aber es ist legitim, zu sagen: Es ist vorbei.
Der FC Bayern hatte viele große Trainer. Heynckes wird das nicht gerne hören: Aber er sticht noch mal heraus. Nicht zuletzt, weil er mehr als ein erstklassiger Coach ist, nämlich nahezu beispiellos menschlich. Man sollte ihn in Ehren ziehen lassen. „Uli, ich hör’ auf“ – der Satz sei ihm schon längst verziehen.