Oudenaarde – Als Niki Terpstra rund 25 Kilometer vor dem Ziel der 102. Flandern-Rundfahrt seine urgewaltige Attacke ansetzte, zeigte sich die Konkurrenz chancenlos. Selbst Weltmeister Peter Sagan (Slowakei), am Ende Sechster, musste den furiosen Niederländer ziehen lassen. „Das ist ein Traum. Ich kann nicht beschreiben, wie glücklich ich bin“, sagte Terpstra, nachdem er sein zweites Radsport-Monument (nach Paris-Roubaix 2014) gewonnen hatte – und dies in der Manier eines großen Champions.
Sagan, Spitzenkraft des Raublinger Teams Bora-hansgrohe und eine Woche zuvor Sieger bei Gent-Wevelgem, gab in der Verfolgung zunächst alles und schließlich doch den Versuch auf, Terpstra noch abzufangen. Der 33-Jährige überholte 18 km vor dem Ziel auch noch ein Ausreißer-Trio und siegte im 264,7 km langen Frühjahrsklassiker souverän mit elf Sekunden Vorsprung auf den Dänen Mads Pedersen. Dritter wurde Terpstras Teamkollege und Vorjahressieger Philippe Gilbert (Belgien).
Der mutige Kölner Nils Politt fuhr lange ganz vorne mit, erst in der Schlussphase reichte es nicht mehr ganz. Sein 17. Rang ist dennoch ein Achtungserfolg. „Ich bin zum dritten Mal hier und jedes Jahr besser geworden. Das macht Hoffnung für die Zukunft“, sagte der 24-Jährige.
Politts Katusha-Kollege Tony Martin hatte am berüchtigten, bis zu 22 Prozent steilen Koppenberg abreißen lassen, als es sich vor ihm im Nadelöhr staute. „Ich habe versucht, solange wie möglich in den Pedalen zu bleiben, aber dann musste ich raus und bin erstmal eine Minute den Berg hochgelaufen. Schade, die Beine waren richtig gut“, sagte der viermalige Zeitfahr-Weltmeister, der auf Platz 63 mit über acht Minuten Rückstand ins Ziel kam.
Ebenfalls am Koppenberg erwischte es John Degenkolb, der diesmal vornehmlich als Edelhelfer für den zweitplatzierten Pedersen sowie den siebtplatzierten Jasper Stuyven (Belgien) im Einsatz war und letztlich 32. (3:40 Minuten zurück) wurde. „Ich bin da explodiert, habe den Motor überhitzt und mich nicht mehr davon erholt“, sagte der 29-Jährige. sid