Radonjic soll die Meister-Mission retten

von Redaktion

77:100: Bayerns Basketballer erleiden in Oldenburg das nächste Debakel – nun muss der neue Trainer für Ruhe sorgen

VON Patrick Reichelt

München – Lange überzeugen mussten die Macher der Basketballer des FC Bayern ihren Wunschkandidaten dann ja nicht mehr. Bereits am Sonntag hatte sich Dejan Radonjic auf den Weg nach München gemacht. Gestern Vormittag war der 48-Jährige dann nach den letzten Formalitäten schon erstmals mit seiner neuen Mannschaft am Werk. Bis Saisonende ist Radonjic zunächst an die Bayern gebunden, für die Zeit danach ist eine Option in seinem Vertrag verankert.

Ob der Montenegriner in München tatsächlich eine längere Zukunft hat, wird sich in den nächsten zweieinhalb Monaten weisen müssen. Radonjic muss die Bayern schnellstmöglich wieder in die titelreife Form bringen, die Geschäftsführer Marko Pesic und Sportchef Daniele Baiesi unter Vorgänger Sasa Djordjevic dahinschwinden sahen.

Vor diesem Hintergrund ist es sicherlich gut, dass sich beide Seiten schnell handelseinig wurden. Zu deutlich war am Wochenende geworden, dass die turbulenten Tage eben doch auch an der Mannschaft nicht spurlos vorübergegangen waren. Bei den Oldenburg Baskets fingen sich die Bayern unter Interimscoach Emir Mutapcic eine heftige 77:100 (37:50)-Klatsche ein.

Und so gehandicapt die Münchner auch nach Norden gereist waren – neben dem gesperrten Reggie Redding mussten auch Nihad Djedovic (krank) und Vladimir Lucic (Reizung im Fuß) passen – mit den Ausfällen alleine war das Ausmaß der Chancenlosigkeit kaum zu erklären. Kapitän Anton Gavel gab sich vor den Kameras schmallippig. „Wir haben 100 Punkte zugelassen, was bedeutet, dass unsere Defensive schlecht war. Das ist der einzige Grund für diese Niederlage“, sagte er. Das Trainerbeben? „Ich habe gesagt, das ist der einzige Grund!“ Nothelfer Emir Mutapcic ließ zumindest ein bisschen mehr durchblicken: „Die Mannschaft war heute physisch nicht bereit.“

Und das hat Folgen. Nach der nun vierten Niederlage in Serie ist ganz plötzlich die lange Zeit so sicher scheinende Hauptrundenmeisterschaft akut in Gefahr. Der Vorsprung auf Alba Berlin ist auf zwei Punkte zusammengeschmolzen. Bei Punktgleichheit hätten die Hauptstädter nach dem deutlichen Sieg in der Vorwoche den besseren direkten Vergleich auf ihrer Seite.

Viel Zeit für eine Trendwende hat der neue Mann am Ruder nun nicht. Bereits Morgen (20.30 Uhr) wartet mit dem Südschlager gegen Ulm der erste Ernstfall im heimischen Audi Dome auf ihn. Marko Pesic jedenfalls ist sich sicher, dass Dejan Radonjic das Bayern-Schiff wieder in ruhigere Gewässer bringen wird. „Er arbeitet akribisch, mit Plan und einer klaren Struktur“, betonte der Bayern-Geschäftsführer, der seinen Wunschkandidaten in „sehr unkomplizierten Gesprächen“ schnell überzeugt hatte.

In der Tat eilt dem Neu-Münchner sportlich schon ein guter Ruf voraus. In seiner Heimat brachte er es schon auf eine erkleckliche Sammlung von alleine neun Meistertiteln in serbischer, montenegrinischer und Adria-Liga. Zuletzt hatte er den Traditionsklub Roter Stern Belgrad – unter anderem mit den heutigen Bayern Stefan Jovic und Maik Zirbes – in Europas erweiterter Spitze etabliert.

Alleine: Radonjic hatte bislang nie den Schritt aus seiner heimischen Umgebung heraus gewagt. Der Grund sollen dem Vernehmen nach Sprachprobleme gewesen sein – der 48-Jährige sprach bislang nur eher überschaubares Englisch. Aber da hat er bei den Bayern bei Bedarf reichlich Unterstützung an seiner Seite. Mit Jovic und Zirbes, Vladimir Lucic, dem verletzten Milan Macvan und auch Assistent Emir Mutapcic sprechen gleich fünf Bayern Serbo-Kroatisch.

Radonjic selbst hat jedenfalls offenbar keine Bedenken, was das neue Engagement betrifft. Im Gegenteil. „Ich brenne darauf, ab sofort für Bayern München zu arbeiten.“

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