München – Nicht jeder in den Katakomben der Allianz Arena konnte am Samstag etwas mit dem korpulenten Kahlkopf anfangen, der sich trotz seiner imposanten Statur etwas schüchtern vor der Kabine des FC Bayern herumdrückte. Wer so weit ins Allerheiligste des Stadions vordringt, ist entweder ungeheuer gewitzt oder hat eine entsprechende Genehmigung. Da die Ordner für gewitzte Leute naturgemäß wenig übrig haben, lag der Verdacht nahe: Der Mann war legal an Ort und Stelle gelangt. Und als Arjen Robben aus der Kabine kam, war klar, warum.
Der Bayern-Star erkannte Michael van Gerwen sofort, die zwei Niederländer schienen verabredet, ratschten lange wie gute, alte Kumpel und tauschten dann noch Teile ihrer Dienstkleidung. Michael van Gerwen ist einschlägigen Kennern der Dart-Szene als „Mighty Mike“ bekannt. Zwei Mal schon wurde er Weltmeister – und damit zwei Mal öfter als Robben im Fußball.
Robben hatte seinen größten Moment am Samstag damit erst nach dem Abpfiff, was ungewöhnlich für ihn ist, wenn es gegen Dortmund geht. Er spielte gut, war aber keine prägende Figur wie sonst in Duellen mit dem BVB üblich. Die Scheinwerfer beleuchteten Franck Ribery, James, Thomas Müller – und, gewiss nicht zuletzt, Robert Lewandowski.
Drei Treffer gelangen dem 29-Jährigen, dem man schon jetzt die Kanone für den besten Schützen der Liga überantworten kann, sechs Spieltage vor den Sommerferien. Genaugenommen konnte die Trophäe bereits im Winter für die München-Reise verpackt werden. Seitdem Pierre-Emerick Aubameyang nach England umzog, ballert Lewandowski ganz allein an der Spitze der Torjägerliste herum. 26 Treffer in 26 Spielen hat er inzwischen angehäuft.
Rechtzeitig zu den entscheidenden Partien in der Champions League konserviert der Pole seine Gala-Form, und wer sich an den April 2017 erinnert, weiß, wie elementar diese Tatsache ist. Vor einem Jahr war Lewandowski ebenfalls in Schuss, er traf gegen Dortmund zwei Mal, doch er stürzte auch auf die Schulter. Die Verletzung kostete den eigentlich Unverletzbaren das Hinspiel gegen Real Madrid, und im Rückspiel verrichtete er seinen Dienst nur unter Schmerzen. Es gibt nicht Wenige, die bis heute sinnieren, wie die Dinge gelaufen wären, wäre Lewandowski fit gewesen.
Dieses Jahr kann man die These neu überprüfen, wie weit den FC Bayern die Tore des Stürmerstars in Europa tragen können. Wie unbeeindruckt er von den nicht abebbenden Gerüchten um seine Zukunft ist, zeigte er einmal mehr am Samstag. Die Vielfalt seiner Tore spricht Bände: Beim 1:0 ließ er sich auch von einer Abseitsposition nicht beirren, beim 4:0 kümmerte ihn der herumpurzelnde Ribery kein bisschen, beim 6:0 stand er goldrichtig.
Jedes Tor wird auch anderswo registriert, doch Karl-Heinz Rummenigge und Hasan Salihamidzic lassen keinen Zweifel daran, dass er trotz aller Unkenrufe in München bleibt. Er habe erst unter der Woche mit Verantwortlichen von Real Madrid gesprochen – und dabei sei der Pole mit keinem Wort erwähnt worden, berichtete der Vorstandschef. Sogar im stolzen Spanien wisse man, „dass der Spieler bei uns noch einen Dreijahresvertrag hat und gesichert in der nächsten Saison bei Bayern spielt – dafür nehme ich auch gerne Wetten an“. Sportchef Salihamidzic bot sich ebenfalls als Wettpate an. Einsätze werden jederzeit angenommen. Vielleicht steigt ja sogar Robben-Kumpel „Mighty Mike“ ein. awe