Robert Lewandowski: Hatte vor der Saison Zweifel an der Qualität des Bayern-Kaders platziert, wurde eines Besseren belehrt. Wie einige andere verkörpert auch der Pole selbst Weltklasse. 26 Treffer hat er zur Meisterschaft beigesteuert, ab jetzt jagt er seine eigene Bestmarke. 30 Tore sind ihm im vergangenen Jahr gelungen, womöglich werden es heuer mehr. Wird dennoch am Samstag keinen Schluck getrunken haben. Das passt nicht zum Ernährungsplan. Außerdem stellt sich die Frage: Wann genau trinkt einer zum Essen, der die Eigenheit hat, seine Nachspeise vor Haupt- und schließlich Vorspeise zu sich zu nehmen?
Sven Ulreich: Sorgte im Fußballjahr 2018 für die erste Schrecksekunde, als er im Trainingslager in Katar einen Ball auf den Finger bekam. Gab schnell Entwarnung und wurde wieder fit, weil er – wie passend – tagelang mit einem Getränkebecher inklusive Kühl-Wasser herumlief. So konnte der 29-Jährige nahtlos an die Leistungen der Hinrunde anknüpfen. Wobei: Ulreich wurde unter Jupp Heynckes sogar noch besser. Der Verein kann sich glücklich schätzen, dass er seinen Vertrag trotz des gestiegenen Marktwertes und der gestiegenen Lust auf Startelf-Einsätze (in der Liga hat er bisher 24) bis 2021 verlängerte. Ist offiziell zum dritten Mal Deutscher Meister – zum ersten Mal aber so richtig.
Thomas Müller: Lässt sich gleichzeitig als alter Party-Hase, waschechter Bayer sowie Feierbiest bezeichnen – und ist einer, der großen Anteil an diesem Titel hat. Obwohl im Herbst etwas Kurioses passierte – dem eigentlich muskellosen Müller riss eine Muskelfaser –, war sein Zutun zum persönlich siebten Meister-Gewinn so groß wie lange nicht mehr. Allein zwölf Mal agierte Müller als Kapitän, spätestens unter Jupp Heynckes fand er zudem zurück zu alter Stärke. Flexibel einsetzbar, so gut wie immer gefährlich. Eine Meister-Saison, die mit Blick auf die WM Hoffnungen nährt.
Javier Martinez: In seiner baskischen Heimat riefen sie ihn früh „Kaiser“, in Anlehnung an Franz Beckenbauer. Deshalb ordnete Jupp Heynckes im Sommer 2012 an, den Kaiser aus dem Baskenland nach Bayern zu holen, München hat ja gute Erfahrungen mit Kaisern. Damals gaben die „Roten“ 40 Millionen Euro aus, gewannen mit dem Defensiv-Stabilisator das Triple. Im weiteren Verlauf verlor er das Kaiserliche, doch mit der Rückkehr seines alten Mentors übernahm er wieder die Herrschaft. Letzte Woche wurde er nach einer Grätsche gefeiert wie ein Torschütze. Ein Kaiser, der sich dreckig macht: Das ist nun sogar in München eine Schau.
Mats Hummels: Ist noch nicht ganz 30 – und konnte daher in der Nacht zum Sonntag zumindest länger wach bleiben. Das kleine Essen im Mannschaftskreis, von dem der Nationalspieler ein Bild mit Fliege postete, hatte sich kaum einer so verdient wie er. 21 Startelf-Einsätze konnte Hummels bis zum Gewinn der Meisterschaft am 29. Spieltag vorweisen, richtig schlecht agierte er bei keinem einzigen. Hat sich zum Fels in der Bayern-Abwehr entwickelt, neben dem alle anderen auflaufen können. Mal Jerome Boateng, mal Niklas Süle, mal Javi Martinez. Nur vorne wäre er gerne noch effektiver. Tipp: Zielwasser trinken.
James Rodriguez: Carlo Ancelotti wollte ihn, bekam ihn, setzte ihn aber kaum ein – ein weiteres Mysterium, das der Italiener nach seiner Demission im Herbst hinterließ. Rätselhafterweise blühte James erst auf, als sein Förderer Geschichte war – und wie! Unter Jupp Heynckes etablierte er sich als Freigeist in der Offensive, und es würde sehr verwundern, wenn die Bayern nach der nächsten Saison die Kaufoption auf den 25-Jährigen verstreichen ließen. Real Madrid fordert 42 Millionen Euro. Dafür könnte man zwar rund 4 Millionen Wiesn-Mass kaufen – aber James ist für die Bayern (also den Fußball-Klub) irgendwie mehr wert.
Arjen Robben: An dem 34-jährigen Niederländer ziehen die Jahre vorbei, ohne seinen Körper nennenswert zu berühren. Es ist ein gewisser Verschleiß zu erkennen, die Kunstpausen werden länger und die Sprints kosten mehr Kraft – aber das Entscheidende ist, dass Robben noch immer oft genug zu Sprints ansetzt. Präzisionsarbeiter, Mentalitätsmonster, Vorbild – wer auf einen wie ihn in der kommenden Saison freiwillig verzichten würde und den auslaufenden Vertrag nicht verlängert, hat definitiv ein paar Mass zu viel intus. Der Kater wäre furchtbar.
Joshua Kimmich: Der Nationalspieler ist gerade 23 Jahre alt, startete aber gleich mal mit den Beinamen „Confed Cup-Gewinner“ und „neuer Philipp Lahm“ in die Meister-Saison. Konnte den Ansprüchen stets gerecht werden. War sowohl unter Carlo Ancelotti als auch unter Jupp Heynckes ein Dauerbrenner, fand zudem immer besser in seine Rolle als rechter Verteidiger hinein. Es passte, dass Kimmich die Wende in Augsburg mit einer passgenauen Flanke auf den Torschützen Corentin Tolisso einleitete. Mit zwölf Vorlagen ist er ohnehin der meisterlichste Vorbereiter im Kader. Trinken durfte er trotzdem nicht. Dabei wäre es interessant gewesen, wie lange ein Jungspund wie er zum Ausnüchtern braucht.