Jerome Boateng: Hätte seine Rausch-Tauglichkeit mit 29 Jahren noch mal austesten können, aber: War ja nicht erlaubt. Will sich außerdem noch fitter machen für den WM-Auftritt in Russland. Ist auf einem guten Weg, die letzten Seuchen-Jahre trotz eines verspäteten Starts in die Saison endgültig hinter sich zu lassen. Dass er noch nicht ganz der Alte ist, zeigte er beim 0:1 in Augsburg. Bewies in den rund 70 Minuten danach aber auch, dass man sich meist auf ihn verlassen kann. Etwas mehr Spritzigkeit, etwas mehr Selbstvertrauen braucht er noch, um in den kommenden Monaten mal einen heben zu dürfen. Ist am Tag des WM-Finals übrigens auch noch 29.
Franck Ribery: Wie lange braucht ein 35-Jähriger, um einen Kater auszukurieren? Der Franzose wäre die beste Testperson gewesen. Ist in der Rückrunde richtig in Fahrt gekommen und im Moment unverzichtbar. Dass er an diesem Meistertitel einen nicht ganz so großen Anteil hatte wie an manch anderem seiner sieben vorherigen, liegt an der langwierigen Knieverletzung im Herbst. Fünf Treffer aber gelangen Ribery alleine 2018 – und ehe die Tinte unter dem neuen Vertrag nicht getrocknet ist, dürfte es so weitergehen. Für den Unterschrifts-Schampus gibt er alles.
Kingsley Coman: War in der Meister-Saison zwischenzeitlich der einzige Spieler, der bis 2023 an den Verein gebunden ist – und zwar, weil er schon in der Hinrunde derart überzeugte, dass die Bayern-Bosse schnell Nägel mit Köpfen machten. Zu den Feierlichkeiten in Augsburg kam er nicht: Der Syndesmosebandriss kam für Coman zur Unzeit, die Reha kostet Kraft. Vielleicht gönnte er sich daheim ein Schlückchen, und: Es wird nicht seine letzte Meisterschaft gewesen sein.
Thiago: Der spanische Ausnahmekönner könnte mehr – wenn ihn sein Körper nicht so häufig im Stich ließe. Seitdem ihn Pep Guardiola einst markig einforderte („Thiago oder nix“) ist der inzwischen 26-Jährige ein Versprechen auf die Zukunft. An guten Tagen verdient sein Passspiel das Prädikat „Weltklasse“. Doch besonders in den großen Partien taucht er noch zu oft ab. Letzte Woche köpfte er das Siegtor in Sevilla – ein Anfang. Geht es so weiter, hat er sich viele Biere verdient.
Arturo Vidal: Jupp Heynckes schätzt den Chilenen seit gemeinsamen Zeiten in Leverkusen, und er kann den wilden Krieger wohl so gut lenken wie kein anderer Coach. Unter Carlo Ancelotti ließ sich Vidal gehen, Heynckes war bei der Amtsübernahme entsetzt und blies ihm den Marsch. Danach gab es keine Ausrutscher mehr. Unsicher ist dennoch, wo die Zukunft hinführt. Heynckes geht, Leon Goretzka kommt, Chelsea lockt. Vielleicht feiert Vidal bald an Londons Theken.
David Alaba: Der Österreicher stabilisierte sich wieder, nachdem er in den Vorjahren von seinem Weg in die absolute Weltspitze abgekommen war. Mit seinen 25 Jahren steht er an der Schwelle: Wird er eine Führungsfigur, wie es die Bosse bereits mehrfach angemahnt haben? Oder steckt der Wiener Schmäh zu tief im Naturell? Der neue Trainer hat da eine Aufgabe vor sich. Dass Spezl Franck Ribery womöglich geht, kann sich positiv (weniger Flausen) oder negativ (weniger Halt) auswirken. Schaun mer mal.
Niklas Süle: Der Meister-Debütant hatte die größten Probleme, sich zu bremsen. Wäre gerne auf die Piste gegangen, aber Bayern ist halt nicht Hoffenheim. Dabei wird er gegen Sevilla wohl sowieso auf der Bank sitzen – denn seine Rolle ist im Saisonendspurt wie folgt: In der Bundesliga spielen, in der Champions League pausieren. Das allerdings macht er solide – auch wenn er in Augsburg Eigentorschütze war.
Sandro Wagner: Hoffte vor ein paar Jahren auf ein Engagement beim TSV 1860, weil er einfach zurück nach München wollte. Im Winter holten ihn dann aber die Bayern. Es dürfte sehr, sehr, sehr wenige deutsche Fußballer geben, die gerade weniger glückselig als der 30-Jährige sind. Sehr, sehr, sehr, sehr, sehr wenige.
Rafinha: Heimlich still und leise arbeitet sich der 32-Jährige in den Kreis der dienstältesten Bayern. Bereits seit sieben Jahren wird er gelistet, er ist zu einer Art kickendem Ersatzteillager geworden: Links und rechts kann er malade Kollegen vertreten, zur Not auch in der Offensive. Richtig auffallend spielt er nie, dafür ließ er sich als Ausgleich die Haare blondieren. Seitdem sieht er älter aus, reifer, was vermutlich nicht beabsichtigt war, aber auch zu dem Brasilianer passt, der langsam zu den Alteingesessenen zählt.