München – Es ist schon eine kleine Attraktion, den Basketballtrainer Dejan Randonjic an der Seitenlinie zu beobachten. Er hopst dort auf und ab, wirft die Arme in die Luft, schwingt auch mal die Hüften. Auf Youtube finden sich unzählige Videos, die die lustigsten Sequenzen festgehalten haben. In Belgrad, wo Randonjic mit dem Klub Roter Stern fast jeden Titel gewonnen hat, haben sich sogar ein paar Fans zusammengeschlossen, um sein Verhalten liebevoll zu imitieren.
Seit mehr als einer Woche tänzelt Randonjic, 48, nun in der Halle des FC Bayern. Den 4939 Zuschauern, die sich am Samstagabend dort eingefunden hatten, führte der Montenegriner seine emotionalen Einlagen aber kaum vor. Hin und wieder malte er eine taktische Anweisung in die Luft, auch manche Entscheidung der Schiedsrichter zweifelte er gestenreich an. Ansonsten durfte er aber recht entspannt mitansehen, wie seine Bayern mit einem ziemlich deutlichen 107:83 gegen die Gießen 46ers die perfekte Bilanz ihres neuen Cheftrainers fortsetzten.
In den 25. Bundesligasieg des Tabellenführers wollte Radonjic freilich nicht zu viel hineininterpretieren. „Wir müssen besser werden“, sagte er nur. Im Vergleich zu seinem Premierensieg gegen Ulm (100:95) am vergangenen Mittwoch deutete die Statistik allerdings auf einen Fortschritt hin. Erstmals seit vier Spielen erlaubten die Bayern wieder weniger als 90 Punkte, obwohl die Gießener gleich 71 Mal auf den Korb geworfen und dazu noch 26 Freiwürfe erhalten hatten.
Nun muss man aber anmerken, dass die 46ers in vielen Situationen überfordert waren. Ihre Angriffe schlossen sie oft überhastet ab, in der Abwehr rannten sie häufig hinterher. In der Mitte verteidigte John Bryant, der vor zwei Jahren noch in München spielte. Der US-Center sammelte wie gewohnt Punkte (16) und Rebounds (5) ein, konnte aber nicht jene mangelhafte Athletik verbergen, die ihn auf höchstem Niveau zur Schwachstelle macht. Er steht nicht zufällig beim Tabellenelften unter Vertrag.
Natürlich wissen auch die Bayern, wie sie diesen Sieg einzustufen haben. Das Duell mit Gießen war für sie vor allem eine günstige Gelegenheit, sich unter Wettkampfbedingungen daran zu gewöhnen, was ihr neuer Trainer verlangt. Der Münchner Nationalspieler Danilo Barthel verwies nach dem Spiel auf die „neuen Einflüsse“, die die Mannschaft verarbeiten müsse. „Es wird eine Weile dauern, bis wir auf einer Seite stehen.“
Randonjic hat es sich zur wichtigsten Aufgabe gemacht, die Abwehr des FC Bayern zu stabilisieren. Am Samstag habe er in dieser Hinsicht „exzellente Minuten“ gesehen, aber eben auch „schlechte Minuten“. Auf sein konservatives Konzept der Mannverteidigung müssen die Basketballer sich noch einstellen. Sieben spielfreie Tage bleiben dem Team nun, um daran zu arbeiten. Für Spielmacher Braydon Hobbs scheitert die Umsetzung derzeit hin und wieder noch an der Kommunikation auf dem Feld. „Wir müssen uns besser absprechen“, sagte er. „Wir müssen lernen, was der Trainer will.“
Diesen Lernprozess erschweren gleich zwei Umstände. Weil die Playoffs bereits in vier Wochen anlaufen, drängt die Zeit. Und weil Alba Berlin nur ein Sieg zu den Bayern fehlt, müssen diese im Lernstress darauf achten, den ersten Platz nicht zu verlieren. Tückisch nämlich ist: Im direkten Vergleich besitzt Berlin den Vorteil.