Roubaix – Als Peter Sagan nach seinem Coup beim Frühjahrsklassiker Paris-Roubaix vom lebensgefährlichen Unfall seines Kollegen Michael Goolaerts erfuhr, reagierte der Radstar bestürzt. „Es tut mir leid für ihn. Ich habe es erst nach dem Rennen mitbekommen“, sagte der Slowake. Goolaerts hatte während der Kopfsteinpflaster-Tortur gestern bei einem Sturz einen Herzstillstand erlitten und musste noch an der Strecke wiederbelebt werden. Er befinde sich in einem ernsten Zustand, teilte die medizinische Abteilung der Rennorganisation am Abend mit.
Mit einem Hubschrauber wurde der Fahrer des zweitklassigen Teams Veranda’s Willems-Crelan in ein Krankenhaus in Lille geflogen. Wie Goolaerts genau zu Fall kam, ist noch unklar. Der Sturz war von den Kameras nicht eingefangen worden.
Sagan hatte nach seinem Triumph noch unbeschwert gejubelt. Mit dreckverschmiertem Gesicht stemmte der dreimalige Weltmeister auf der ehrwürdigen Betonpiste von Roubaix seine goldene Rennmaschine in die Höhe. „Das ist einfach unglaublich, einer meiner größten Siege. Ich bin so glücklich“, sagte Sagan, der mit einer spektakulären Attacke 54 Kilometer vor dem Ziel die gesamte Konkurrenz düpiert hatte. Sagan, der im Schlusssprint den Schweizer Meister Silvan Dillier bezwang, bescherte seiner deutschen Mannschaft Bora-hansgrohe den größten Erfolg der neunjährigen Teamhistorie.
„Ich war frischer als in den letzten Jahren und ich hatte keinen Crash. Es lief nach Plan“, sagte Sagan, der sich nicht einmal von einem lockeren Lenker aufhalten ließ. Es war eine Machtdemonstration auf den 257 Kilometern, davon 54,5 über die gefürchteten Pavés. Platz drei belegte in der sogenannten „Hölle des Nordens“ der Niederländer Niki Terpstra.
Die deutschen Hoffnungen erfüllten sich nicht. John Degenkolb, der 2015 auf der alten Betonpiste im Velodrom von Roubaix gewonnen hatte, kam bei seinem Lieblingsrennen mit großem Rückstand ins Ziel und musste eine weitere Enttäuschung in diesem Frühjahr einstecken. Tony Martin wurde ein schwerer Sturz 48 Kilometer vor dem Ziel zum Verhängnis, als er unter anderem mit seinem früheren Teamkollegen Alexander Kristoff kollidierte. dpa