Das Halbfinale der Champions League

Favoritentod ohne Bayern

von Redaktion

Es gehört zum guten Ton dieser entscheidenden Wochen der Saison, stets auf die Möglichkeit potenzieller Wunder hinzuweisen. K.o.-Runden in der Champions League dauern bekanntlich mindestens 180 Minuten, in denen – Zitat eines jeden Trainers – „alles passieren“ kann. Floskeln, die normalerweise ins eine Ohr hinein und aus dem anderen wieder heraus gehen. So war es zumindest bis Dienstag.

Die Bayern saßen im Hotel am Tag vor dem Rückspiel gegen den FC Sevilla zusammen, als Rom zeitgleich in Barcelona ein Fußball-Wunder vollbrache und in Manchester ihr Ex-Trainer Pep Guardiola als schlechter Verlierer ausschied. Besseres Anschauungsmaterial als die Live-Bilder am Tag vor dem Rückspiel gegen den FC Sevilla hätte Jupp Heynckes sich gar nicht beschaffen können. Favoritensterben auf Europas Bühne, in unterschiedlicher Dramaturgie zwar, aber mit demselben Resultat: Die Reihen lichten sich. Und die Bayern sind weiter dabei.

Die Partie von gestern Abend war keine Gala-Vorstellung über 90 Minuten, aber sie war ein Beweis dafür, dass der Deutsche Meister verstanden hat, worum es in dieser entscheidenden Phase geht. Im Kollektiv arbeiten, auf die eigenen Stärken vertrauen, sich nicht vom Weg abbringen lassen. Mit Blick auf die vier Duelle, die die vergangenen beiden Wochen geprägt haben, hat das Team von Jupp Heynckes den stabilsten Eindruck hinterlassen.

Natürlich war da eine erste Halbzeit in Sevilla, die alles andere als beeindruckend war. Womöglich aber haben genau diese 45 Minuten dafür gesorgt, dass man nun gestärkt und selbstbewusst in die Vorschlussrunde gehen kann. Anders als die Hinspiel-Sieger Barcelona, Madrid und Liverpool kassierten die Bayern im Rückspiel kein Gegentor oder schieden gar aus. Sie gingen wenig Risiko und verwalteten ihren Vorsprung. Auch das muss man können.

Wenn morgen in Nyon die Halbfinal-Lose gezogen werden, dürfte der Münchner Tross wieder beisammmensitzen. Man wird womöglich jubeln, wenn „nur“ der AS Rom kommt. Zusammenzucken, wenn es Liverpool ist. Zittern, sollte Madrid auf der Kugel stehen. So oder so: Warnen werden Heynckes und Co. vor allen Gegnern – und das ist nicht nur guter Ton. Denn heuer scheint wirklich mal „alles passieren“ zu können. Im positiven wie im negativen Sinne.

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