Eine große Karriere ist gerade zu Ende gegangen: die von Klaus Kathan. Von 1996 bis 2013 spielte er in der DEL (933 Einsätze), danach wechselte er zu seinem Heimatverein Bad Tölz, mit dem er den Klassenerhalt in der DEL2 feierte. Kathan, 41, blickt auch voraus aufs Finale um die Deutsche Meisterschaft zwischen München und Berlin. Er hat in beiden Städten gespielt.
-Herr Kathan, fiel es schwer, vom Eishockey loszulassen?
Nein, ich bin jetzt total entspannt. Das letzte Spiel war ein Playdown-Spiel, ich habe mich mit dem Klassenerhalt verabschieden können. Es fühlt sich alles richtig an. Ich bin auch ohne große Verletzungen durch die Karriere gekommen und freue mich darauf, in die Berge, zum Radeln und Skifahren gehen zu können.
-Konnten Sie die Partie gegen Bayreuth überhaupt bewusst genießen – wo es doch um vieles ging?
Die ersten gut 50 Minuten waren wichtig, und ich bin da auch nervös reingegangen. Aber nach der 4:1-Führung haben die Mitspieler dafür gesorgt, dass es schön wurde.
-Rückblickend: Wo in Ihrer Karriere war es eigentlich am schönsten? Sie sind im deutschen Eishockey als schneller Stürmer mit Torinstinkt und als Stammkraft der Nationalmannschaft gut rumgekommen.
Die vier Jahre in Düsseldorf waren am schönsten. Vom Umfeld, der Mannschaft, vom persönlichen Erfolg. Und ich hatte zwei Jahre Don Jackson als Trainer.
-Den jetzigen Coach des EHC München. Düsseldorf war seine erste Station in Deutschland. Und die einzige, bei der er keinen Titel gewann.
Aber wir waren im Finale. Das haben wir gegen Berlin verloren. Don Jackson war als Trainer großartig – und als Mensch genauso.
-Gibt es ein Erfolgsgeheimnis bei ihm? Wenn man versucht, ihn zu entschlüsseln, findet man nichts Außergewöhnliches, nur Normalität.
Ich habe mir auch oft überlegt, was ihn eigentlich ausmacht. Ich komme vor allem auf seine Ruhe und Gelassenheit. Die überträgt er auf die Mannschaft. Ich versuche mich jetzt auch ein wenig als Trainer, bin in Tölz im Nachwuchs eingestiegen. Es wäre sicher gut, so zu sein wie Don Jackson.
-Der andere Trainer im Finale ist Uwe Krupp. Den hatten Sie in der Nationalmannschaft.
Das war aber nur kurz, bei den Olympischen Spielen 2006. Da waren wir aber nicht erfolgreich.
-München war Ihre letzte DEL-Station, von 2011 bis 13. In Berlin spielten sie von 1996 bis 98. Damals war die Szene noch eine ganz andere. Berlin hatte zwei Vereine.
Ich war bei den Capitals, die Eisbären hießen noch Dynamo und waren die Konkurrenz. Im Playoff-Halbfinale sind wir aufeinandergetroffen, das war eine Serie! Wir noch an der Jafféstraße, in einem richtig schönen Eisstadion, die Eisbären in ihrem Wellblechpalast; sie haben unglaublich viele Fans mitgebracht. Wir haben verloren, damals sind die Eisbären erstmals an uns vorbeigezogen. Bis dahin war immer der Westklub vorne, erst die Preussen, dann hieß man mal Devils, schließlich Capitals.
-Wie erging es Ihnen als jungem Profi kurz nach dem Bosman-Urteil?
Das war schon eine schwere Zeit, wir hatten in Berlin 15, 16 Importspieler. Es war schwer für die Deutschen, Mein Vorteil war, dass ich jung war.
-Jetzt herrscht in Berlin Eishockey-Monokultur. Es gibt nur noch die Eisbären.
Sie haben sich durchgesetzt und eine tolle Halle.
-München haben Sie zu Zeiten des alten und eher noch armen EHC erlebt, vor der Red-Bull-Übernahme.
Eine schöne Zeit war’s trotzdem.
-Für wen sind Sie im Finale?
München steht mir näher – zumal ich in Berlin ja für den anderen Klub gespielt habe. In München kenne ich halt noch einige Leute aus dem Staff. Und natürlich Don Jackson.
-Ihr Tipp für die Serie?
Als Zuschauer oder Fan wünscht man sich ein viertes Spiel, Aber ich tippe auf ein 4:1 für München.
Das Interview führte Günter Klein