München/Berlin – Zwei Finalpartien der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) sind gespielt, die Schlussszenen waren am Freitag wie am Sonntag die gleichen: Das Heimteam rannte an und schoss, schoss, schoss, die Auswärtsmannschaft wehrte sich hingebungsvoll und riss dann kurz die Arme nach oben. In München hatten die Berliner mit einem 4:3-Sieg die Best-of-Seven-Serie eröffnet, nun konterte der EHC, Meister von 2016 und 17, Hauptrundenerster und Titelfavorit 2018, mit einem 5:4 (2:1, 3:1, 0:2)-Erfolg am Berliner Ostbahnhof. Stand somit: 1:1. Fortsetzung am Mittwoch in München.
Was war ausschlaggebend für das Comeback des Meisters nach der 3:4-Heimniederlage vom Freitag?
„Wir haben das erste Spiel auf Video angeschaut“, erzählte Jon Matsumoto, „und wir haben gemerkt, dass wir mehr auf den Körper spielen müssen. Jeder spielt härter und läuft besser.“ So konnten die Münchner ihr Forechecking besser in Szene setzen als am Freitag – da waren sie die Hälfte der Zeit gar nicht vors Berliner Tor bekommen. Diesmal stimmten die Positionen – fast ein Viertel der Schüsse fand das Ziel. Die Torschützen waren: Macek, Pinizzotto, Kettemer, Matsumoto und Kastner.
Gut auch die „special teams“. 1:0 und 2:0 erzielte der EHC im Powerplay, Macek traf nach 36 Sekunden mit einem Mann mehr (13.), Steve Pinizzotto schloss nach nur elf Sekunden ab (19.). Der Lenker: Keith Aucoin, der in der Endspielserie allmählich seine Hauptrundenform findet. Kurioserweise war der EHC nur diese beiden Male in Überzahl – in den folgenden zwei Dritteln ergab sich das nicht mehr. Quote somit: hundert Prozent. Öfter hatte der EHC Unterzahl-Situationen zu überstehen. Das Penalty-Killing funktionierte bis auf einmal – unterm Strich; 87,5 Prozent.
Steve Pinizzotto als Torschütze – er war eine Figur, die dieses Match mitprägte. „Er ist ein guter Spieler, der eine starke Mannschaft noch stärker macht“ – so hatte Eisbären-Coach Uwe Krupp den die vergangenen fünf Spiele gesperrten Ex-NHL-Crack charakterisiert. Die „Blue Suit Men“, eine auffällig gekleidete Fan-Gruppe, die in der Berliner Arena ihre Stammplätze gleich hinter der Gäste-Strafbank hat, hatte in der Box gleich ein Willkommensschild („Welcome Back Pinner“) angebracht. Pinizzotto spielte dann sein Pinizzotto-Spiel, mit Checks, einigen Provokationen und Aufregern. Das war effektiv. Als die Berliner noch nachdachten, ob Pinizzottos Begegnung mit Eisbären-Verteidiger Richmond sanktionswürdig gewesen wäre, nutzte Jon Matsumoto die Unkonzentriertheit mit einem Solo zum Münchner 4:1 (34.) – in eine Phase hinein, in der Berlin Druck aufsetzte.
Mit einem 5:2-Vorsprung ging Don Jacksons Team in die zweite Pause. Allerdings auch mit einem personellen Verlust. Abwehrmann Ryan Button konnte nicht weitermachen. Er beging in der 29. Minute ein Bagatellfoul, das die Schiedsrichter anzeigten, das Spiel lief bis zum Berliner Scheibengewinn aber noch weiter. In dieser Zeit prallte Button mit Eisbär Mark Olver zusammen – wobei man diskutieren kann, ob Olvers Ellbogen nicht zu hoch und gegen Buttons Kopf gerichtet war. Der Münchner hatte danach einen Cut – und vor allem einen brummenden Schädel. Er musste in die Kabine, übergab sich dort – wohl eine Gehirnerschütterung.
Berlin kam zum letzten Drittel mit neuem Torhüter (Cüpper für Vehanen) und neuem Antrieb. Und schaffte es, nochmals Spannung aufzubauen: Backman (46.) und Petersen (mit noch 40 Sekunden auf der Uhr) verkürzten auf 4:5. Stürmer Andre Rankel fand: „Wir sind gut zurückgekommen und haben Moral bewiesen.“