Ein paar Bierbecher sind geflogen, als sich Jonas Hector der Kurve des Berliner Olympiastadions näherte. Auch rheinische Frohnaturen sind mal frustriert, und es gab für die 4000 mitgereisten Fans in der Hauptstadt wirklich genug Gründe dafür. Ein weitere vergebene 1:0-Führung, eine vergeigte Riesenchance zum Ausgleich, letztlich die Niederlage, die den sechsten Bundesliga-Abstieg des „Effzeh“ so gut wie besiegelte. Ein trauriger Samstag. Als Hector aber von dannen schritt, gab es warmen Applaus.
Die Szenen aus der Hauptstadt gingen selbst manch neutralem Fußball-Fan ans Herz. Weil in ihnen so gut wie alles steckte, das diese Kölner Spielzeit geprägt hat. Trauer, Wut, Verzweiflung. Druck, Unsicherheit, Unvermögen. Spieler, die sich aufreiben und trotzdem zu wenig Punkte holen. Leidgeprüfte Fans, die dennoch von ihren Emotionen übermannt werden. In der Summe ergibt das einen Klub, der der Liga fehlen wird. Wie immer, wenn er unten ist.
Die Frage nach dem Warum stellt sich nicht erst seit Samstag. Denn selbst wenn die Hoffnung auf das Wunder erst jetzt richtig erlosch, ist man auf den Ernstfall seit dem Winter vorbereitet. Der Klassenerhalt wurde in der Hinrunde verspielt, unter Peter Stöger und nicht unter Stephan Ruthenbeck. Dass in Armin Veh dann ein Mann die Leitung übernommen hat, der von Beginn an zweigleisig plante, nährt die Hoffnung auf den direkten Wiederaufstieg. Man ist vorbereitet. Anders als beim ähnlich aussichtslos platzierten HSV.
Abstiegs-Routine mag der eine Vorteil sein, andere – und deutlich wichtigere – aber sind die Vereinsführung und das Umfeld. Auch die Bosse in Köln haben im vergangenen Jahr Fehler gemacht, nach einer starken Saison falsche Schlüsse gezogen und falsche Einkäufe getätigt. Sie haben sich aber nicht sehenden Auges dem §3 des Kölschen Grundgesetzes hingegeben (Et hät noch immer jot jejange!), sondern sich bereit gemacht für alle Optionen.
Et kütt wie et kütt!, sagt man nach §2, und dass es jetzt so kommt, ist traurig, aber nicht tragisch. In Köln darf man sich freuen auf eine Saison der Rehabilitation für die geschundenen Seelen der (im Verein bleibenden) Spieler und der treuen Anhänger. §4 lautet Wat fott es, es fott! – hoffentlich ist das beim 1. FC Köln nur kurz der Fall. Bis dahin: Maach et jot!