Viva Colonia im Grünwalder Stadion

von Redaktion

Bayerns Frauen-Team zieht nach einem souveränen 3:1 über Potsdam nach 2012 wieder ins Pokalfinale ein Köln ein

VON ANDREAS WERNER

München – Die Stadionregie war bestens vorbereitet. Der Abpfiff des DFB-Pokalhalbfinales zwischen dem Frauen-Team des FC Bayern und Turbine Potsdam war kaum verhallt, da dröhnte schon „Viva Colonia“ über die Boxen. Das Lied aus der Domstadt ist in München eigentlich nur zur Wiesn salonfähig, oder wenn mal irgendwo der Kölner Karneval nachgestellt wird. Diesmal aber gab es eine Ausnahme. Mit dem 3:1 hatten die Münchnerinnen das Finale erreicht, das am Ufer des Rheins ausgerichtet wird.

Das Lied ging direkt über in die Klubhymne „Stern des Südens“, während die Siegerinnen über den Rasen hüpften. 2012 haben die Münchnerinnen schon einmal das Finale gespielt – und gewonnen, obwohl sie gegen den 1. FFC Frankfurt krasser Außenseiter waren. Die Konstellation wird auch am 19. Mai die gleiche sein. Die letzte Hürde auf dem Weg zum Pokal lautet Wolfsburg, der Branchenprimus schlug Essen mit 4:1. Die Niedersachsen haben „die beste Offensive in Europa“, sagte Thomas Wörle mit Blick voraus. „Sie sind klarer Favorit.“ Dennoch habe sein Team schon bewiesen, dass es Wolfsburg schlagen kann. Von fünf Spielen verliere man wohl die Mehrzahl, aber wenn es nur eine Partie gibt, „haben wir eine Chance“, so der Coach. „Das wird ein Knallerfinale“, meinte Bayern-Managerin Karin Danner, „die Chancen sind 50:50. Wer das Finale gewinnen will, muss uns schlagen.“

Das Spiel gestern nährt den Optimismus. Das Team bestätigte die Leistungen aus den Vorwochen, der Sieg war verdient nach den Treffern von Leonie Maier (28.), Carina Wenninger (47.) und Nicole Rolser (86.). Schon nach zwei Minuten hatte Sara Däbritz einen Freistoß an die Latte gesetzt, die Gäste hatten lediglich eine Großchance (Verena Faißt grätschte spektakulär dazwischen) und konnten nur gegen Ende eine Unachtsamkeit zum Ehrentreffer nutzen. „Wir haben von Anfang an den Kampf angenommen“, sagte Melanie Behringer, „machst du das gegen Potsdam nicht, bist du raus.“

Kristin Demann wurde – ungewollt – zum plakativen Beispiel für die Einstellung der Bayern. Nach einem Zusammenprall in der Startphase verschwand sie zehn Minuten in der Kabine, eine Kopfplatzwunde wurde getackert. Dass sie nicht weitermacht, stand nicht zur Debatte, und sie hielt nach ihrer Rückkehr auf den Platz mit ihrem Turban gegen Turbine durch.

Er hätte eine Auswechslung nicht akzeptiert, meinte Wörle mit einem Lächeln, „Kristin darf uns nicht verloren gehen. Sie hat eine Ruhe, eine Handlungsschnelligkeit, da sieht jeder, dass sie noch einmal ein Level höher als andere hat.“ Melanie Behringer war für die Nationalspielerin eingesprungen, sie machte ihre Sache als Innenverteidigerin gut, sagte aber: „Das ist nicht meine Position. Es war schrecklich.“ Wörle hatte die Blicke voller Unbehagen gesehen, die die Mittelfeldlenkerin immer wieder zur Bank warf. „Aber sie hat das toll gelöst, Kompliment an sie“, so der Coach, der dennoch aufatmete, als Demann wieder auf den Platz sprintete.

Dass Nicole Rolser der erlösende Treffer zum 3:0 gelang, war eine stimmige Pointe der Partie. „Sie hat gearbeitet wie keine Zweite und sich dieses Tor verdient“, meinte Wörle. „Ich habe alles gegeben, ich wollte unbedingt in dieses Finale“, sagte die Stürmerin. In der Kabine sangen die Kolleginnen gerade selbst noch einmal „Viva Colonia“.

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