Ingolstadt – Als Hendrik Bonmann am Ende des Abends zur Kabine schlurfte, wird er sich vielleicht nochmal an diese neunte Spielminute zurückerinnert haben. An den Schuss, den Takahiro Sakine abgefeuert hatte. An den Ball, der ihm entgegengeholpert war. Schon mit etwas Tempo, klar, aber eigentlich nicht schnell und präzise genug, um ihn, den Torhüter des TSV 1860, ernsthaft herauszufordern. Vor allem aber erinnerte sich Bonmann dann an den Moment, als er den bereits eingefangenen Ball wieder aus den Händen gleiten ließ – und Patrick Hasenhüttl an ihm vorbeistürmte und eben jenen Ball ins leere Tor schoss.
Als irgendwann die verbliebenen 81 Minuten abgelaufen waren, durfte aber auch Bonmann jubeln. Trotz seines Fehlers besiegte der TSV 1860 auch den FC Ingolstadt II mit 4:1 (1:1). Ein Comeback-Sieg, der Nehmerqualitäten offenbarte.
Löwen überstehen frühe Druckphase
Zurück zu Bonmann: Unabhängig von dem Patzer wird er bald ziemlich sicher wieder auf die Ersatzbank zurückkehren müssen. Er vertrat am Dienstagabend nur den gesperrten Marco Hiller.
Die anderen Löwen-Spieler durften sich derweil aber schon anbieten für die Aufstiegs-Relegation. Zwar sammelte auch der FC Bayern II gegen Rosenheim drei Punkte ein (2:1), doch der Vorsprung (elf Zähler) scheint fünf Spieltage vor Saisonende einfach zu komfortabel. Daher durfte man das Duell mit dem FCI-Nachwuchs durchaus im Kontext der Relegation betrachten. Ganz besonders, weil die Fußballer aus Ingolstadt, die von einem Autobauer finanziert werden, ihre U21 an diesem Abend mit dem Zweitliga-Kader verstärkt hatten. Man könnte auch sagen: Die Schanzer spielten mit einer getunten Mannschaft.
Im Abwehrzentrum verteidigte Phil Neumann, 1,92 Meter groß, was ihn befähigt, um sich mit Sascha Mölders (zuletzt sechs Tore in zwei Spielen) auseinanderzusetzen. Im Mittelfeld dirigierte Maximilian Thalhammer das Spiel. Auf dem rechten Flügel tänzelte Sakine, ein wendiger und trickreicher Spieler.
Vor allem der Japaner war für die Löwen in den ersten Minuten schwer zu kontrollieren. Nicht nur bereitete er das 1:0 mit seinem Aufsetzer vor, er überzeugte auch im Dribbling. Mehrfach hechelte 1860-Linksverteidiger Christian Köppel ihm hinterher. In diesen Anfangsminuten wirkte Sechzig überfordert, doch es gehört inzwischen eben auch zu den Qualitäten der Löwen, solchen Phasen zu überstehen – und sich im Anschluss zu beweisen.
Koussou belebt das Löwen-Spiel
Denn spätestens als Nico Karger in der 45. Minute den Ball zum 1:1 unter die Latte zirkelte, waren die holprigen Anfangsminuten (auf einem übrigens sehr holprigen Platz) etwas vergessen.
In der zweiten Halbzeit kurbelten die treu angereisten Löwenfans (mehr als 2000) ihre Party dann richtig an. Sie durften mitansehen, wie ihre Mannschaft auf den achten Liga-Sieg in Serie zusteuerte. Simon Seferings machte den Anfang. Er hämmerte die Kugel mit einem strammen Linksschuss ins Eck (48.). Die Partie war gedreht, die Kontrolle zurückerlangt. Den Rest erledigten die Löwen wie ein Tabellenführer das eben tut. Sie dominierten, Ingolstadts Nachwuchs fehlte plötzlich der Zugriff. Die Löwen nutzten das. Erst erhöhte Kapitän Felix Weber nach einer Ecke auf 3:1 (75.), in der Nachspielzeit packte der eingewechselte und sehr dynamische Kodjovi Koussou sogar das 4:1 drauf.