Der Gipfel der Montagsspiele

… und Freiburg mittendrin

von Redaktion

Die Szenen aus den Katakomben hatten Slapstick-Charakter. Ein Team, zur Hälfte in der Kabine verschwunden und bereit für die Halbzeit-Ansprache, wird von einem Pfiff aus der Ferne aufgeschreckt. Kurzes Innehalten, fragende, dann ungläubige Gesichter. Und als das Wort „Elfmeter“ dann fiel, sagte ein Spieler: „Wir gehen nicht raus.“ Das letzte Aufbäumen gegen die Mechanismen des neuen Fußballs. Jenem, in dem der Videobeweis eine größere Rolle spielt, als es die Liga für gut heißen kann.

Es half nichts, die Freiburger mussten wieder auf den Rasen – und schritten zwei Minuten später nicht mit einem torlosen Remis, sondern mit einem 0:1-Rückstand wieder hinunter. Der Abstiegskrimi gegen Mainz war in diesem Moment so gut wie entschieden. Aber anstelle eines wutschnaubenden Christian Streich sah man einen desillusionierten SC-Trainer, der sagte: „Ich lasse das jetzt einfach über mich ergehen.“ Nichts anderes bleibt ihm übrig – denn mit Blick auf die Freiburger Saison, die nun womöglich mit einem Relegationsspiel endet, fragt auch er sich: Was soll noch alles passieren?

Die Breisgauer haben wirklich so gut wie alle möglichen Kuriositäten erlebt. Es begann schon in der Auftaktpartie gegen Frankfurt, in der Streichs Team ein Tor aberkannt wurde, während der Videobeweis in keinem anderen Stadion überhaupt funktionierte. Es ging weiter mit einigen zweifelhaften Entscheidungen und schließlich der Gelb-Roten Karte gegen Top-Stürmer Nils Petersen, die ein paar Tage später wieder zurückgenommen wurde. Und es gipfelte nun im Pausen-Elfmeter von Mainz.

Das Problem ist auch in diesem Fall: Ganz unkorrekt war die Entscheidung nicht. Ein Handspiel im Strafraum sollte mit einem Elfmeter geahndet werden, der Videoassistent – in diesem Fall die Assistentin Bibiana Steinhaus – darf eingreifen, wenn eine „gravierende Fehlentscheidung“ vorliegt. Wieder ist die Frage: War es das? Die einen sagen so, die anderen so. Das wöchentliche Dilemma des Videobeweises – definitiv keine Werbung für technisch überwachten Fußball.

Solche Szenen schaden dem Sport, das war die übereinstimmende Meinung nach Abpfiff. Eine Lösung aber bot niemand an. Sie liegt irgendwo zwischen „abschaffen“ und „Klarer regeln“ – und wie schwer das umzusetzen ist, zeigen die letzten 30 Spieltage. Freiburg steht nun dumm da, das Schicksal des kleinen Klubs aber tangiert zu wenige, um eine Grundsatz-Diskussion loszutreten. Man sollte sich die Frage stellen: Was wäre, wenn dem FC Bayern so etwas passiert wäre?

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