GALOPP

Zinslose Darlehen halten den MRV am Leben

von Redaktion

Wahlen des Rennvereins verlaufen ungewohnt harmonisch – Von Boetticher bleibt Präsident

VON CHRISTIAN WANNINGER

München – Anders als bei früheren Jahreshauptversammlungen hat der Münchener Rennverein (MRV) am Montagabend ohne große Auseinandersetzungen Personalwechsel im Vorstand vollzogen. Ohne Gegenkandidaten zu benennen, wählten die Mitglieder die von Galopper-Präsident Dietrich von Boetticher vorgeschlagenen Georg Freiherr von Gumppenberg und Christoph Walther in das fünfköpfige Führungsgremium. Von Boetticher selbst, Michael Motschmann und Hermann Bauer wurden in ihrem Amt bestätigt, Motschmann allerdings stieg vom einfachen Vorstandsmitglied zum neuen Vizepräsidenten des Münchner Rennvereins auf.

Die Umbesetzungen waren notwendig geworden, nachdem der bisherige Vizepräsident Franz Prinz von Auers-perg im März seinen Rückzug angekündigt hatte. Dem früheren Daimler-Kommunikationschef Walther dagegen hatten die MRV-Mitglieder im vergangenen Jahr ihre Unterstützung verweigert, weil er bei der Jahreshauptversammlung abwesend war und sich nicht vorstellte.

In einem kurzen Statement wies von Auersperg dennoch die von einigen Mitgliedern kolportierte Vermutung zurück, er sei aus seinem Amt gedrängt worden. Nach vier Jahren im MRV-Vorstand und kurz vor seinem 70. Geburtstag wolle er nun seine „alten und lustigen Tage genießen“.

Kritik an Boettichers Sitzungsführung wurde einmal mehr bei der Frage nach der weiteren Nutzung des Rennbahngeländes laut. Die Stadt München plant, auf Teilen des Areals Wohnbebauung zu ermöglichen. Der MRV-Präsident hatte 2017 vorgeschlagen, der Verein solle selbst als Bauherr auftreten, die Immobilien bewirtschaften und aus den Erlösen den Rennbetrieb zu finanzieren. Von der Verwertung des rund 96 Hektar großen (und ungemein wertvollen) Rennbahngeländes hängt die Existenz des MRV ab.

Am Montag äußerte sich von Boetticher jedoch nur auf Nachfrage zu dem Thema. Er verwies auf „intensive Gespräche“ mit dem Baureferat der Stadt. Dabei hätten sich die Verantwortlichen „erleichtert gezeigt, dass wir den Grund nicht verkaufen, sondern selbst nutzen wollen“. Bei „handfesten Fortschritten“, werde er unverzüglich eine außerordentliche Mitgliederversammlung einberufen, kündigte der Präsident an.

Wie prekär die finanzielle Situation des Vereins ist, hatte erneut der zuvor vorgestellte Wirtschaftsbericht gezeigt: Auf rund 245 000 Euro belief sich das Defizit im vergangenen Jahr. Am Leben halten die Riemer Galopprennbahn derzeit von Vorstandsmitgliedern gewährte (zinslose) Darlehen in Höhe von etwa 2,4 Millionen Euro. Der größte Anteil entfällt auf Dietrich von Boetticher.

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