Kämpfen für den Krieger

von Redaktion

Vidals Aus soll Heynckes’ Bayern anspornen – weil auch Tolisso fehlt, ist die Auswahl im Mittelfeld aber begrenzt

München – Diesmal wollte man von vorherein alles richtig machen, denn es ist ja nicht so, als würde man die Situation nicht kennen. Ein Arturo Vidal im Krankenstand ist beim FC Bayern leider so etwas wie Routine, immer wieder schmerzt das Knie, immer wieder fällt der Nationalspieler aus. Als vergangene Woche nach einer Operation klar war, dass auch diese Saison für ihn gelaufen sein wird, setzte sich in seiner Heimat Chile daher gleich ein versierter Experte in den Flieger.

Zum Start in die Reha wird der Patient nun von Physiotherapeuten aus München und einem Fachmann aus seiner Heimat betreut. Weil beide Lager sich in der Vergangenheit nicht immer einig waren über die richtigen Behandlungsmethoden, zieht man diesmal an einem Strang. „Den Umständen entsprechend“, sagte Jupp Heynckes am Freitag, gehe es Vidal daher auch ganz gut. Der Trainer hatte ihn kurz zuvor im Reha-Raum mit seiner medizinischen Garde getroffen – und Vidal hatte ihm versichert, nun zu wissen, „dass die OP das Beste für ihn war“. Weil die freien Gelenkteile im rechten Kniegelenk entfernt wurden, hofft man auf eine nachhaltige Besserung der Schmerzen, die ihn immer wieder ausbremsen.

Wer den Mann kennt, der gerne „Krieger“ genannt wird, kann sich in etwa ausmalen, wie sehr ihn die Nachricht „Saison-Aus“ gewurmt hat. Und weil den 30-Jährigen kaum einer so anzufassen weiß wie Heynckes, hat der Trainer auch gleich die Seelsorge übernommen. In Leverkusen, vor dem 6:2 im Pokal-Halbfinale am Dienstag, richtete der Coach seinem Team beste Grüße aus und sagte: „Arturo wünscht sich, dass ihr nun für ihn spielt.“ Zuvor hatte er Vidal versichert: „Wir kämpfen für dich, du bist immer und überall dabei.“

Der Ausfall von Vidal wiegt schwer, weil er einer ist, von dem man sagt, man brauche ihn in großen Spielen. Dass zudem auch Corentin Tolisso nach wie vor nicht in Tritt kommt, beschränkt die Auswahl im Mittelfeld. Auch der Franzose sollte bis zur entscheidenden Saisonphase ja eigentlich zu einem Spieler geformt werden, der den Unterschied machen kann. Zwischen Bank, sporadischen Einsätzen und vielen Fehlzeiten wurde das nichts. Gegen Hannover fällt Tolisso mal wieder wegen der hartnäckigen Schienbeinprellung aus.

Auch mit dem 23-Jährigen hat Heynckes unter der Woche das Gespräch gesucht. Konkret ging es darum, dass „Schienbeinschoner nicht nur Anhängsel sind“, verriet er. Tolisso habe zugesichert, die mahnenden Worte verstanden zu haben. Er will ja nicht auch ein Dauer-Patient werden.  hlr

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