Berlin – Das Münchner Eishockey kann sich auf die dritte Meisterfeier in Folge vorbereiten. Und wie im Vorjahr kann der Triumph in einem Heimspiel erfolgen. Am Sonntag um 14.30 Uhr geht’s am Oberwiesenfeld los – mit einer 3:1-Führung in der Best-of-Seven-Finalserie der DEL. Am Freitagabend gewann der EHC in Berlin 4:2 (1:1, 2:1, 1:0).
Den Eisbären war bewusst, dass es unter Umständen, die ihnen nicht gefallen würden (Niederlage), ihr letztes Heimspiel der Saison werden könnte. Also mobilisierten sie alles, um die große Motivationswallung auszulösen. Vor jedem Match in Berlin wird seit 20 Jahren die Eisbären-Hymne gespielt. Selten kommt man terminlich so zusammen, dass ihr Schöpfer sie intoniert, Dieter „Maschine“ Birr, der Frontmann der kultigen Ost-Band „Puhdys“. Doch zu diesem besonderen Final-Anlass war er da, der 74-Jährige und gab noch einmal alles: „Hey, wir woll’n die Eisbären sehen.“ Zuvor hatte es noch ein sauberes Hallenfeuerwerk gegeben; es war bereitet.
Uwe Krupps Team stieg aggressiv in die Partie ein. Zwei Sturmreihen hatte der Coach verändert, München spielte wie gewohnt, erst im zweiten Drittel nahm Don Jackson eine leichte Korrektur vor, indem er Jon Matsumoto und Steve Pinizzotto zusammen aufs Eis brachte, was sich positiv auswirken sollte.
Was sich neben dem Berliner Eifer auch früh abzeichnete: Der Aufwand, den die Eisbären betreiben müssen, um einen Treffer zu erzielen, ist größer als der der Münchner. Im Powerplay müssen die Scheibe über viel mehr Stationen passen, um einen Mann in Abschlussposition zu bringen, oft ließen sie sich in spitze und fast aussichtslose Winkel treiben.
Dennoch legten die Berliner zweimal vor. Und es waren auch schön herausgespielte Tore – durch MacQueen zum 1:0 (6.) und Backman zum 2:1 (27.). Interessant dabei: In der Berliner Arena it ein Tracking-System installiert, dass – zumindest bei der Heimmannschaft bei Schüssen die Geschwindigkeit misst. Der Radar ergab 73 km/h (1:0) und 34 km/h (2:0). Nicht so hoch, wie man glauben mag – doch nicht immer zählt die Wucht.
Danny Aus den Birken im EHC-Tor war gut beschäftigt, vor allem durch die Reihe mit Petersen-Sheppard-Backman, er hielt seine Mannschaft aber jederzeit im Spiel. Und wieder konnte sich Don Jackson auf die Spieler verlassen, die schon längere Zeit überzeugen. Yannic Seidenberg bestätigte seine Rolle als aus der Abwehr heraus agierender Spielmacher, ihm gehörte das 3:2 (39.), die erste Führung des EHC, doch wesentlich war er auch schon am 1:1 beteiligt. Ähnliche Situation, doch da hatte an Seidenbergs Schuss noch Maxi Kastner den Schläger dran (12.). Der offizielle Torschütze sagte in der Drittelpause bei Telekomsport: „Wir haben nicht aufgehört zu arbeiten. Das Tor haben wir uns erkämpft.“
Der andere Garant war Jon Matsumoto, dem der EHC im Januar mitgeteilt hat, dass man nächste Saison ohne ihn plane. In den Playoffs zieht der Kanadier gewaltig an, in Berlin wahrte er mit dem 2:2 seine Serie, in jedem Finale getroffen zu haben. Er kam in der 35. Minute frei zum Schuss – ein unkompliziertes Tor. Übrigens vor den Augen der deutschen Eishockey-Nationalmannschaft, die in der Stadt ist, weil sie an diesem Samstag ein WM-Testspiel in der alten Eisbären-Heimat, dem Wellblechpalast, bestreitet. Bundestrainer Marco Sturm schaute aus einer der Logen entspannt zu. Er wird bei der WM nicht auf alle sieben Münchner Silbermedaillengewinner zurückgreifen können, einige haben wegen Blessuren, die sie (heimlich) durch die Playoffs schleppen, ihren Verzicht auf das Turnier in Dänemark anklingen lassen.
Berlin nahm sich ein Alles-raushauen-Drittel vor – doch die Pässe, auch die im Überzahlspiel, zu dem die Eisbären noch einige Male Gelegenheit hatten, gerieten ungenau. Und die Münchner arbeiteten die Angriffswellen der Eisbären einfach weg. Und schließlich mogelte Dominik Kahun noch einen durch die Beine von Vehanen (58.). Berlin wird seine Eisbären wohl erst im August wiedersehen.