Dann halt Meister im Derby

von Redaktion

Löwen müssen Titelfeier vertagen – Duell mit Bayern II erhält dadurch zusätzliche Brisanz

von uli kellner

München – Alles war für eine rauschende Party vorbereitet, die „Gute Stube“ an der Grünwalder Straße fein herausgeputzt. Mit einer aufwendigen Choreo hatten die Löwen-Ultras schon vor dem Anpfiff für Stimmung im Grünwalder Stadion gesorgt, einerseits den Geburtstag der Stadt gewürdigt („860“, in schwarzgelben Buchstaben), danach einen gewissen Kultverein, der im Jahr 1860 gegründet wurde. Amüsant war die Galerie an Köpfen, die die Kreativfans auf ihr Plakat gepinselt hatten: Von Aloisius über Rudi Brunnenmeier (!) bis zu Sissi, Pumuckl und Meister Eder. Höhepunkt der München-Huldigung war eine übergroße Abbildung von Heinrich XII. („Schon dein Gründer war ein Löwe“), und wer weiß? Vielleicht lag hinter den Kulissen auch schon ein Kopf von Daniel Bierofka bereit – als Pointe für die Meisterfeierei. Jedoch: Dieser Programmpunkt musste leider vertagt werden.

Wie beim Hinspiel in Augsburg, das 1860 vor Rekordkulisse verloren hatten (2:3), erwies sich die Reserve des FCA als Stimmungskiller: 1:1 hieß es nach 90 mäßig packenden Derbyminuten, in denen der Tabellenführer nicht an seine Dominanz der letzten Spiele (acht Siege) anknüpfen konnten. Nach dem 18. Saisontor von Sascha Mölders (62.) sah es zwar so aus, als könnte es doch noch ein blauer Jubeltag werden. Aber: Zum einen erwiesen sich die kleinen Bayern in Schalding-Heining als Spielverderber (4:2). Zum anderen war es die Löwen-Abwehr, die sich als wenig meisterwürdig erwies, indem sie kurz vor Schluss ein von Kapitän Felix Weber als „Gurke“ gegeißeltes Gegentor zuließ.

Hendrik Bonmann, der zum zweiten und vorerst letzten Mal den rotgesperrten Marco Hiller vertrat, war machtlos beim Kopfball von FCA-Joker Jonas Greppmeier. „Schon die Flanke war schlecht verteidigt“, grantelte Bierofka: „Und dann kommt der Stürmer noch aus fünf Metern frei zum Kopfball.“ Es waren dann folglich eher gedämpfte Töne, die die Stadionregie nach dem Schlusspfiff durch die Boxen jagte.

Sie standen im Gegensatz zu den Kommentaren in der Interviewzone. „Natürlich hätten wir unseren Fans im letzten Heimspiel gerne die Meisterschaft geschenkt“, sagte Sechser Daniel Wein, der deswegen aber wenig geknickt wirkte. Nicht nur Wein weiß: Selbst wenn beide Münchner Kontrahenten morgen gewinnen (1860 in Illertissen, Bayern in Pipinsried), wäre Sechzig zu 99,9 Prozent durch. „Beim Torverhältnis wird uns Bayern nicht mehr einholen“, sagt sogar der Berufsskeptiker Bierofka. In nur noch vier Spielen müssten sie es 17 Mal häufiger als 1860 krachen lassen.

Wahrscheinlicher ist da schon, dass das Derby am Sonntag die Entscheidung in der Meisterfrage bringt. Wein hätte nichts dagegen. „Wann wir es fix machen, ist uns wurscht“, sagte er: „Aber gegen Bayern hätte es schon einen besonderen Reiz.“ Man kann davon ausgehen, dass die 1860-Ultras auch auf diesen Fall vorbereitet sind – obwohl die Partie am Sonntag ja formal ein Auswärtsspiel ist.

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