Fast wie in alten BVB-Zeiten

von Redaktion

Mit einer 4:0-Gala gegen den direkten Rivalen Leverkusen leistet die Borussia Wiedergutmachung für die Derbypleite

von Antonia Hofmann und Ulli Brünger

Dortmund – Borussia Dortmund fühlte sich plötzlich wieder wie in besseren Zeiten. „Wir haben zwei Gesichter“, sagte Doppeltorschütze Marco Reus nach der spielerischen Wiederauferstehung mit der 4:0-Gala gegen Bayer Leverkusen. „Das begleitet uns durch die gesamte Saison. Heute hat man gesehen, dass die Mannschaft intakt ist. Von der Mentalität und vom Charakter her haben wir eine super Leistung gezeigt.“

Der Dortmunder Bundesligist rehabilitierte sich nicht nur für die bittere 0:2-Derbypleite auf Schalke eine Woche zuvor, sondern kam seinem Saisonziel erheblich näher. Und er versöhnte sich ein Stück weit mit den eigenen Fans nach zuletzt schwachen Auftritten.

„Die Mannschaft hat eine gute Reaktion gezeigt. Das war nicht unbedingt zu erwarten“ sagte BVB-Coach Peter Stöger nach dem höchsten Sieg unter seiner Regie. Umso mehr freute er sich, dass sein personell verändertes Team einige der zuletzt vermissten Tugenden zeigte: Aggressivität, Spielfreude, Tempo, Leidenschaft, Kompaktheit, Zweikampfstärke.

„Wir sind nicht so stabil. Deswegen ist jeder Dreier, den wir machen, ein großer Schritt. Aber es ist noch nichts erreicht“, sagte Stöger, dessen Zukunft weiterhin ungeklärt ist. „Wir werden in den nächsten Wochen sagen, wer ab 1. Juli Trainer beim BVB ist“, kündigte Sportdirektor Michael Zorc an.

Durch den Erfolg zog der BVB an Leverkusen vorbei. Dortmund hat nun als Dritter mit fünf Punkten Vorsprung auf den Fünften Hoffenheim beste Aussichten, die Champions-League-Qualifikation in den restlichen drei Partien klar zu machen.

Matchwinner war Reus, der mit seinem schwachen Elfmeter an Ramazan Özcan (37.) scheiterte, nie aufsteckte und vor den Augen von Bundestrainer Joachim Löw mit zwei Toren (55./79.) glänzte. Der 18-jährige Jadon Sancho mit seinem ersten Bundesligator (13.) und der in die Spitze beorderte Maximilian Philipp (63.) steuerten die übrigen Treffer bei.

Die frustrierten Anhänger hatten vor dem Anpfiff mit Plakaten („Den Stellenwert des Derby nicht verstanden. Versager!“) ihren Unmut bekundet. So sorgten sie wohl für zusätzliche Motivation bei den wankelmütigen Profis.

„Das ist das Recht der Fans“, sagte Julian Weigl, der wie Reus und Mario Götze um ein WM-Ticket kämpft. „Ich weiß, was ich drauf habe. Aber natürlich musst du das Woche für Woche zeigen“, sagte Weigl zu seinen WM-Chancen. Auch Götze, zuletzt nur Kurzarbeiter, überzeugte bei seiner Rückkehr in die Startelf mit Fleiß und einer Vorlage. „Gerade nach der Derby-Geschichte wollten wir ein Ausrufezeichen setzen“, sagte Götze.

Neben den Leverkusenern gab es auch einen Verlierer beim BVB. Mit der Verbannung des formschwachen Kapitäns Marcel Schmelzer auf die Tribüne setzte Stöger ein deutliches Signal. Zwar führte Stöger „rein sportliche“ Gründe an, doch Schmelzers Vertreter Manuel Akanji machte seine Sache auf der linken Abwehrseite sehr gut. Laut Zorc war Schmelzer „not amused“ über seine Ausbootung. „Wir brauchen jeden, auch den Kapitän“, betonte Stöger, deutete aber an: „Wenn die Mannschaft so spielt, wird es für ihn nächste Woche nicht leicht.“

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