Generation Z

von Redaktion

Alles neu macht der Mai – der 18-Jährige ist der Erste in Bayerns Profiteam, der in diesem Jahrtausend geboren wurde

München – Lars Lukas Mai stand in Hannover in Zivil in der Mixed Zone herum, nicht in der offiziellen Trainingskleidung des FC Bayern, und so hätte er als irgendein Teenager durchgehen können, der irgendwie Zutritt zu den heiligen Hallen erlangt hatte. Allerdings war sein Gesicht nun bekannt, nach seinen ersten 90 Minuten bei den Profis des FC Bayern ist er kein x-beliebiger Teenager mehr. Er hatte zudem auch einen prominenten Gesprächspartner; vor einem Großbildfernseher erläuterte er mit Peter Hermann die Szenen des Spiels. Der ist mehr als Jupp Heynckes’ Co-Trainer, er ist die rechte Hand und eine fußballerische Gehirnhälfte des Chefcoachs. Es ist ein Zeichen, wenn er sich mit Mai intensiv befasst.

Denn ob beim FC Bayern der Mai alles neu macht, ist noch unklar. Seit einiger Zeit schon heißt es, am Campus des FC Bayern hänge derzeit der Haussegen schief, Talente würden sich neu orientieren. Auch Mai, dem Kapitän der U 19, werden solche Gedankenspiele nachgesagt. Seinen auslaufenden Vertrag hat er noch nicht verlängert. Juventus Turin, Schalke, Bremen und Hannover sollen Interesse haben. Am nachhaltigsten hielt sich der Hamburger SV als Abnehmer, er will den Innenverteidiger im Doppelpack mit dem Stürmer Manuel Wintzheimer, die beiden haben denselben Berater.

Am Samstag versuchte Hasan Salihamidzic nun, dem einen Riegel vorzuschieben. „Lukas verlässt den FC Bayern nicht“, so der Sportchef, es gäbe da „gute Gespräche“. Mai in den Profikader zu integrieren, wäre ein gutes Mittel, um dem Rumoren rund um den Campus recht plakativ entgegenzuwirken. Der junge Mann ist da unversehens zu einem Symbol geworden.

Die freilich noch junge Vita von Mai liest sich hübsch; er ist der Erste in Bayerns Profiteam, der in diesem Jahrtausend geboren wurde. Erst am 31. März wurde er volljährige. Nur sechs Münchner Debütanten waren jünger, unter anderem Toni Kroos, David Alaba und Roque Santa Cruz, die es zu etwas brachten, aber auch Berkant Göktan, Gianluca Gaudino und Pierre-Emile Hojbjerg, die an den Erwartungen scheiterten.

Mai erhielt bereits zwei Mal die Fritz-Walter-Medaille in Bronze als jeweils drittbester Nachwuchsspieler seiner Altersklasse. Aktuell gehört er der deutschen U 18 an, letztes Jahr führte er die U 17 des DFB bei der EM in Kroatien als Kapitän ins Halbfinale und die U 17 der Bayern zum Deutschen Meistertitel.

In Hannover verteidigte er an der Seite von Jerome Boateng solide. 39 Prozent gewonnene Zweikämpfe sind ausbaufähig, dafür aber war er mit 90 Pässen voll integriert. Heynckes meinte, ihm imponiere „die unaufgeregte Art“ des Jungspunds, er habe ein starkes Kopfballspiel und eine flotte Spielereröffnung. „Er darf Fehler machen, er hat aber keine gemacht.“

Wie geht es mit dem ersten „Millennial“ im Münchner Team weiter? Mai gehört zur sogenannten „Generation Z“, deren Mitglieder so typologisiert werden, dass sie ihre Karriere im Vordergrund ansiedeln und zügig Führungspositionen anstreben. Beides ist für einen jungen Mann beim FC Bayern auf Anhieb schwerer zu realisieren.  awe

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