TENNIS

Krone richten, weitermachen

von Redaktion

Das deutsche Fed Cup-Team ist gegen Tschechien chancenlos, verspricht aber: „Wir geben nicht auf“

von doris henkel

Stuttgart – Und wieder landeten sie am Ende bei der gleichen Erkenntnis wie vor vier Jahren nach dem verlorenen Finale: Wer die Tschechinnen um die überragende Petra Kvitova im Fed Cup schlagen will, der braucht mehr als nur eine starke Stunde. Damals wie diesmal beim Halbfinale in Stuttgart kam die Steigerung der deutschen Mannschaft nach einem schwachen ersten Tag zu spät, und die Hoffnung, den Pokal nach mehr als zwei Jahrzehnten mal wieder zu gewinnen, wird aufs nächste Jahr vertagt. „Aber wir geben nicht auf“, versprach Angelique Kerber nach dem 1:4, „der Sieg im Fed Cup ist immer noch unser Traum und unser Ziel.“

Kein Punkt, kein einziger Satz für Kerber und Julia Görges nach den Spielen des ersten Tages – das sah nicht gut aus, und das hörte sich auch nicht gut an. Kapitän Jens Gerlach sagte danach, jetzt gebe es nur eines: „Aufstehen, Krone richten, weitermachen – und sehen, dass wir mit einer 1 auf die Tafel kommen.“

Das mit der 1 und der Tafel klappte bestens. In der ersten Partie am Sonntag vor ausverkauftem Haus, darunter 300 engagierte Fans der Gäste, stand die richtige Julia Görges auf dem Platz. Am Tag zuvor war sie nach einem ordentlichen Beginn gegen Kvitova zu schnell in einen Strudel geraten. Diesmal wirkte sie von Anfang an überzeugend, und spätestens nach dem Gewinn des ersten Satzes war klar, was sie sich vorgenommen hatte. Wundert euch nicht, wenn mal fünf Bälle rausgehen, hatte sie der Mannschaft am Abend versprochen, dafür werden sieben reingehen. Mit Mut zum Risiko und mit unvergleichlich besserer Körpersprache als in der ersten Partie zog sie ihren Plan durch und gewann (6:4, 6:2).

Die Zuschauer machten sich bester Dinge bereit zum nächsten Coup und hofften auf Angelique Kerber. Doch mit dieser Rechnung hatte Petra Kvitova nichts im Sinn. Wie schon am Samstag wirkte die zweimalige Wimbledonsiegerin extrem konzentriert, schlug verlässlich gut auf und ließ sich auch durch einige gute Punkte von Kerber nicht aus dem Konzept bringen. Der Discjockey in der Porsche Arena versuchte es mit dem extrem breiten Angebot von ACDC, Neil Diamond und Helene Fischer – Kerbers Favoritin –, doch auch diese Auswahl brachte Petra Kvitova nicht aus dem Konzept. In weniger als einer Stunde gewann sie 6:2, 6:2, lieferte damit den entscheidenden dritten Punkt zum Sieg ihres Teams und landete danach in den Armen ihres Teams und des Kapitäns.

Jede Mannschaft der Welt könne sich eine Spielerin wie Kvitova nur wünschen, die in diesem Wettbewerb immer wahnsinnig gut Tennis spiele, meinte Gerlach sichtlich beeindruckt. Der Kollege Petr Pala sieht die Sache nicht anders; mit fünf Titeln im Fed Cup ist er der erfolgreichste Chef einer Mannschaft in der Geschichte dieses Wettbewerbes, um Nummer sechs wird es gegen die USA oder Frankreich gehen.

Das deutsche Team war am Samstag kein echter Gegner. Auf die Frage, warum seine Spielerinnen erst am zweiten Tag so richtig wach wurden, hatte Gerlach keine klare Antwort parat. Es hätte ein großer Herbst werden können für den Deutschen Tennis Bund mit einem Halbfinale im Davis Cup im September und dem Finale im Fed Cup Anfang November. Doch den Männern fehlten vor zwei Wochen in Valencia am Ende zwei Punkte zum Sieg gegen Spanien, und die Frauen mussten wie vor vier Jahren feststellen, dass ein herausragendes Spiel an zwei Tagen nicht genügt, um die beste Mannschaft dieses Jahrzehnts zu besiegen.

Wie die Sache grundsätzlich weitergehen wird, das weiß im Moment keiner. Wie für den Davis Cup wird es im Sommer beim jährlichen Treffen des Internationalen Tennis-Verbandes (ITF) auch für den Fed Cup um geplante Änderungen gehen. Im Wettbewerb der Frauen steht eine Aufstockung der Weltgruppe von bisher acht auf 16 Mannschaften auf dem Entwurf, was von vielen Nationen befürwortet wird, und um ein Halbfinale und Finale (final 4) innerhalb einer Woche an einem neutralen Ort. Dieser zweite Teil der Pläne ist ebenso umstritten wie die Änderungen im Davis Cup.

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