Lockere Landpartie

von Redaktion

Der FC Bayern legt beim 3:0 in Hannover die Füße hoch und fühlt sich fit für Real Madrid

VON ANDREAS WERNER

München – Sebastian Rudy hat lange warten müssen, ehe er nach einem Spiel des FC Bayern einmal als Gesprächspartner gefragt war – und nun sollte es so weit sein. Doch wieder hatte der liebenswürdige Edelreservist Pech. Gerade wollte er ausholen über das 3:0 in Hannover, das Tor zum Endstand war sein Verdienst, als Uli Hoeneß eine parallele Gesprächsrunde eröffnete. Ober schlägt Unter, nicht zuletzt in Bayern.

Dass Rudy vom Präsidenten so hurtig um sein Publikum gebracht worden war, ist auch der Aktualität geschuldet gewesen. Die Hauptdarsteller der lockeren Landpartie nach Hannover (nichts anderes war diese Pflichtaufgabe in der Provinz) sind bereits mit dem Abpfiff schon wieder Randfiguren geworden. Am Mittwoch steht das Halbfinale in der Champions League gegen Real Madrid an. Hoeneß meinte: „Ich glaube, wir sind in einer besseren Verfassung als im vergangenen Jahr um diese Zeit.“ Damals hatte man im Duell mit den Königlichen das Nachsehen.

Hoeneß: „Letztes Jahr war alles komisch, jetzt wird es anders“

Vor einem Jahr sei es eine schwerere Situation gewesen, sagte Hoeneß. Robert Lewandowski fiel erst ganz aus und schleppte sich dann mit seiner Schulterverletzung durch das Rückspiel, und insgesamt waren die Bayern unter Carlo Ancelotti fragil. Jupp Heynckes könne nun aus dem Vollen schöpfen, meinte der Präsident. Er unterschlug dabei den Ausfall von Arturo Vidal sowie die Sorgen um Corentin Tolisso, hatte aber sowieso eher das große Ganze im Blick. „Letztes Jahr war alles komisch: Lewandowski gegen Dortmund schwer verletzt, der Platzverweis gegen Javi Martinez, der verschossene Elfmeter von Vidal, die Verletzung von Manuel Neuer – das war ein völlig anderes Spiel“, so Hoeneß. Auch der Unparteiische habe das Seine beigetragen: „Ich schimpfe eigentlich nie über Schiedsrichter, aber der hat ja nicht nur einen elementaren Fehler gemacht, sondern drei, vier. Das war mehr als peinlich.“

Mit Heynckes aber wähnen sich die Bayern so gestärkt, dass sie wohl auch Komisches nicht aus der Bahn werfen dürfte. Mit ihm ist man das Gegenteil von fragil. „Wir sind in einer guten Form, Real auch“, sagte Hoeneß, „es wird auf jeden Fall ein sehr großer Kampf werden.“ Dass die Königlichen am Wochenende spielfrei hatten, störe nicht. „Wir hatten doch auch eine Pause, heute war ja Pause“, sagte Hoeneß, was gegenüber Hannover 96 zwar nicht charmant war, aber der Realität doch sehr nahe kam. Heynckes hatte die Rotationsmaschine in Gang geworfen, das Motto lautete „bitte nur nicht verletzen“ – und obwohl die Bayern die Füße hochlegten, kamen sie zu diesem souveränen Sieg, den neben Rudy Thomas Müller und Lewandowski sicherstellten.

Die Nachbetrachtung des Bundesligaspiels hielt keinen groß auf, die Blicke richteten sich klar auf den Mittwoch. Im letzten Jahr habe man im Heimspiel die eigenen Stärken zu wenig ausgenutzt, „da waren wir ängstlich“, sagte Arjen Robben. „Das darf uns jetzt nicht passieren. Wir sind alle gut drauf, fit für Real und müssen das auch zeigen. Wir wissen, was wir machen müssen.“ Dass der Teamgeist alle beseelt, zeigte die Reaktion des Niederländers, als er gefragt wurde, ob es überhaupt vorstellbar sei, dass er gegen Madrid nicht auf dem Feld steht – die Konkurrenzsituation könnte ihm ja durchaus einen Bankplatz bescheren. Da kam ihm ein Satz über die Lippen, den Robbens altes Ego sich einst verbeten hätte: „Das ist nicht wichtig, wichtig ist, dass wir alle bereit sind.“

Sogar der liebenswürdige Edelreservist Rudy ist bereit. Man musste da am Samstag nicht extra mit ihm sprechen, um sich dessen sicher zu sein.

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