München – Den DFB-Frauen droht Ungeheuerliches. Sollte die Nationalelf am 1. September auf Island nicht gewinnen, könnte der Weg zur WM 2019 nur über die Hintertür Playoffs führen. Die vier besten Gruppenzweiten spielen im Herbst um ein einziges Ticket. Nie zuvor stand so ein Umweg zur Disposition. Das Experiment mit der Anfängerin Steffi Jones wirkt lange nach, obwohl die Bundestrainerin längst Geschichte ist.
Martina Voss-Tecklenburg hat eine komplexe Aufgabe vor sich. Gestern vermeldete der DFB die Einigung mit der 50-Jährigen, das Amt anzutreten. Allerdings steigt sie erst nach der WM-Qualifikation ein. Bis dahin soll Horst Hrubesch die Dinge regeln. Aktuell steht Voss-Tecklenburg noch bei der Schweiz unter Vertrag. Erst nach der Qualifikationsrunde, das erbat sie sich, übernimmt sie das Team ihres Heimatlands. Sie unterschrieb einen Vertrag bis einschließlich der EM 2021.
Der DFB setzt nach dem gescheiterten Experiment Jones auf Expertisen. Die Nachfolgerin gilt als Fachfrau, die im Gegensatz zur geschassten Trainerin auch schon einiges an Fronterfahrung vorzuweisen hat. Die Schweiz führte sie 2015 erstmals zu einer WM und dort bis ins Achtelfinale. Mit Duisburg gewann sie den DFB-Pokal und den Europa-Cup. Als Spielerin ist sie mit 125 Einsätzen eine Größe beim DFB, vier Mal wurde sie Europameisterin.
Nachdem die DFB-Frauen, einst weltweit die Messlatte, so massiv in einen Abwärtssog geraten sind, sucht man nach Ankern. Die neue Bundestrainerin bekommt in Britta Carlson eine weitere routinierte Fachkraft zur Seite gestellt, die selbst Nationalspielerin war und bisher im Trainerstab des Branchenprimus Wolfsburg tätig war. Sie wird Hrubesch bereits beim Test am 10. Juni in Kanada assistieren. Beim DFB freut man sich über die „immense Erfahrung“ des neuen Duos.
Die neue Herausforderung sei „eine spannende Aufgabe“, sagte Voss-Tecklenburg, „gerade die Umstrukturierung des DFB und die Verzahnung mit dem Männerfußball bieten Chancen, um Synergien zu nutzen und innovative Wege zu gehen. Es ist eine Ehre, aber auch Verantwortung und Verpflichtung, das Amt der Trainerin beim zweimaligen Welt- und achtmaligen Europameister zu übernehmen.“ ANDREAS WERNER