Ja, Erfolg ist auch eine Sache des Geldes – aber nicht nur. Der EHC Red Bull München mag die Züge eines Retortenklubs tragen, doch der Mannschaft täte man Unrecht, wenn man ihren nunmehr dreijährigen Siegeszug allein mit den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen abtun würde. Gute Spieler und gute Gehälter gibt es auch in anderen Eishockey-Vereinen, und mächtige Unterstützer wirken in Nürnberg, Mannheim, Berlin oder Köln ebenso. Doch der EHC München schafft es, sportlich zu dominieren, weil die Mannschaft passend zusammengestellt und offensichtlich hervorragend geführt wird. Im Eishockey ist Dominanz wie die der Münchner sogar schwerer zu erreichen als etwa im Fußball – dort liegen die Etats viel weiter auseinander, und es gibt nicht den Unwägbarkeitsfaktor Playoffs. Darum: Glückwunsch, EHC München! Vor allem: Nach diesem Finalverlauf. 4:3.
Was aber auch angesprochen werden muss: Die Entwicklung des Klubs stockt. Nicht weil das Projekt einer neuen Halle (die mal 2018 bezogen werden sollte) immer noch nicht offiziellen Status erlangt hat und drei Jahre in der überholten Spielstätte kleine Eishalle bevorstehen, sondern weil der EHC keine Faszination über seinen lokalen Wirkungskreis hinaus entfacht. Er ist keine DEG, kein KEC, kein MERC – selbst die in ihrer Klubstruktur ähnlichen Eisbären Berlin werden als weitaus sympathischer wahrgenommen.
Es gab Vorfälle, die dem EHC geschadet haben: Dass David Leggio sein Tor umschmiss, um einen (belanglosen) Treffer des Gegners zu verhindern – und dass Steve Pinizzotto mit Aktionen zwischen Unsportlichkeit und Gewalt auffällig wurde. Viele fragen: Habt ihr es nötig, so zu gewinnen? Das trübt nämlich den Eindruck von einer Mannschaft, die sonst vor allem positive Geschichten schrieb: der alte Spielmacher Aucoin, das Allround-Genie Seidenberg, der in den Playoffs erwachende Matsumoto, der in die NHL stürmende Dominik Kahun. Das Olympia-Silber für sieben Spieler.
Es wird personelle Einschnitte geben nach dieser Saison, vielleicht gestaltet sich die Meisterfrage künftig wieder offener.
Siegt München weiter, dann ist das so. Es kommt – wie beim Verlieren – halt auf das Wie an. Das kann noch besser werden.