Arthur Abraham boxte sich zu einem schmeichelhaften Punktsieg über Patrick Nielsen durch – ein überzeugendes Comeback sieht aber anders aus. Ex-Weltmeister Graciano Rocchigiani nahm als Experte beim TV-Sender Sport1 wie immer kein Blatt vor den Mund und schloss Interpretationen seiner Einschätzung aus: „Beschiss. Das Urteil ist nicht zu vertreten“. Etwas zurückhaltender bewertete die ehemalige Box-Weltmeisterin Regina Halmich in der Nacht zum Sonntag in der Offenburger Baden-Arena das 2:1-Urteil der Punktrichter (113:114, 116:111, 116:111 für Abraham): „Arthur war zu passiv“. Der verärgerte Nielsen („Ich habe gewonnen“) forderte einen Rückkampf in Kopenhagen. Abraham wiederum erklärte: „Das Urteil war korrekt. Am Anfang war er vorne, aber dann habe ich aufgeholt, Gas gegeben und zum Schluss versucht, ihn K.o. zu schlagen. Ich will so schnell wie möglich wieder Weltmeister werden.“
Tatsächlich sieht es nun danach aus, als stünde der 38 Jahre alte Abraham, seit Jahren nicht mehr auf der Höhe ehemaliger Klasse, noch einmal vor einem WM-Kampf – womöglich gegen seinen Sauerland-Stallgefährten Tyron Zeuge (25), WBA-Weltmeister im Supermittelgewicht. Als alternativer Abraham-Gegner könnte zunächst erneut Nielsen oder der ungeschlagene Weltmeister Gilberto Ramirez bereit stehen. Gegen den hatte Abraham 2016 in Las Vegas seinen Titel – fast ohne Gegenwehr – verloren. Der Mexikaner steht wie Nielsen in der unbequemen Rechtsauslage.